Tierisch langsam

Nicht mal mehr auf die Raser kann man sich verlassen. Diese Woche war wieder Blitzermarathon, obgleich wir einen Mittelspurfahrer- oder Zweitereiheparkermarathon dringlicher fänden, aber es geht ja um Sicherheit, nicht um Staatseinnahmen. Und was machen die Menschen? Rasen einfach nicht. Hessen, zum Beispiel, hat 310.000 Fahrzeuge kontrolliert, 151 davon erwartet ein ordentliches Bußgeld mit Fahrverbot. Diese massenhafte Schleicherei ist niederschmetternd, da bleibt der schon alle Sparmaßnahmen ausschöpfenden Kommune nichts übrig, als die Grundsteuer zu erhöhen.

Immerhin steigt der CO2-Ausstoß verlässlich weiter. Dachten wir bis Ende der Woche. Das Umweltbundesamt aber, der voll autarke grüne Arm des Bundesumweltministeriums, hat im Traum Schafe gezählt, die es gar nicht gibt, was nun leider zu der Erkenntnis führt, dass die deutschen Treibhausgas-Emissionen 2018 erstmals seit vier Jahren nennenswert gesunken sind. Auch ambitionierte Klimapolitik brauche eine verlässliche Datengrundlage, mosert der Bauernverband. Jetzt mal langsam, Freunde, nicht dass wir noch auf die Idee kommen, Diesel und Benziner müssten gar nicht morgen abgeschafft und ganz Stuttgart in Quarantäne gelegt werden. Da demonstrieren sie ja jetzt statt Friday for Future donnerstags for Diesel, ausgerechnet die Softwareassistenten von Bosch, sauber.

Am Ende zerstören die noch die Blitzer, wie in Frankreich, 90 Prozent im Eimer. Aber das Imperium schlägt zurück. Multifunktionsblitzer plant der Franzose, 4 Meter hoch, da kommt kein Sprayer dran. 200 Meter weit reicht die Erfassung, vier Spuren gleichzeitig, Geschwindigkeit, Abstand, rechts überholen, falsch abbiegen, ohne Gurt fahren, Handy am Ohr – kann Emmanuel Orwells Säule alles auf einmal. Bleibt nur noch zu hoffen, dass der SUV-Raser wiedergeboren wird.