Tech-Talk : Weniger ist mehr
Die Fahrzeugversicherer verschicken dieser Tage die Meldungen zum Jahr 2019. Wer unfallfrei geblieben ist, kann sich an der niedrigeren Schadenfreiheitsklasse erfreuen. Aber nur kurz.
Die an Dümmlichkeit schwer zu überbietende Werbung von Check 24 hat immerhin eine gute Seite: Der Verbraucher schaut genauer hin, wenn Rechnungen vom Energieversorger oder der Autoversicherung eingehen. Die Fahrzeugversicherer verschicken dieser Tage die Meldungen zum Jahr 2019, und wer unfallfrei geblieben ist, kann sich an der niedrigeren Schadenfreiheitsklasse erfreuen.
Aber nur kurz. Allianz, HDI, Axa oder HUK geben sich da wohl nicht viel, nehmen wir die HUK mal als Beispiel. Die erquickt ihre Kundschaft auf der ersten Seite des Schreibens mit dem Hinweis „2019 zahlen Sie weniger“, um auf Seite 3 die Stimmung mit dem Satz „Wir haben die Beiträge anpassen müssen“ wieder zu verderben. Nach der Als-ob-Rechnung nämlich ist künftig mehr zu bezahlen, und dass die HUK das vernebelt, finden wir ein wenig fies. Die Erklärung freilich kann nicht wirklich überraschen. Wer immer mehr Elektronik in kollisionsträchtigen Bereichen verbaut, muss sich nicht wundern. Einparksensoren und Abstandsradare hausen mittlerweile zuhauf in Stoßfängern und Kühlergrills, Scheinwerfer sind LED-Festivals, Außenspiegel Elektrobaukästen. Wenn es denn kracht, kostet das gleich richtig Geld. Die Zahl der Schäden sinke zwar dank Notbremssystemen und Sensoren, sagt ein Sprecher der HUK, doch der einzelne Schadenfall sei teurer als früher.
Was den Versicherern nach eigenen Angaben zusätzlich zu schaffen macht, sind die von den Fahrzeugherstellern immer weiter erhöhten Preise für designgeschützte Teile, also jene Anbauten, für die Audi, Mercedes oder BMW Exklusivität in Herstellung und Verkauf reklamieren. Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft hat errechnet, dass die Preise für typische Ersatzteile bei der Instandsetzung von Unfallschäden zwischen Januar 2013 und August 2017 um durchschnittlich 19 Prozent gestiegen sind. Spitzenreiter der Preiseskalation ist übrigens was? Rückleuchten, von 120 auf 168 Euro.