Kurz nach der Kuba-Krise, auf dem Höhepunkt der Paranoia des Kalten Krieges, fasste ein steinreicher Geschäftsmann aus Las Vegas einen irrwitzigen Entschluss: Er würde fortan nicht mehr auf, sondern unter der Erde leben. So könnte er sich vom Ballast des irdischen Lebens befreien und en passant einer möglichen atomaren Katastrophe zuvorkommen. In einem Geschäftsviertel unweit des Las Vegas Strip ließ er eine sieben Meter tiefe Grube ausheben, verstärkte die Wände mit Stahlbeton und versiegelte sie wieder. Und innen? Entstand ein komplettes Vorstadthaus. Nicht für den Fall der Fälle, sondern als Hauptwohnsitz.
Denn Girard Brown „Jerry“ Henderson, so hieß der Mann, hatte zwar sein Geld in der Kosmetikbranche gemacht, seine eigentliche Leidenschaft aber galt dem unterirdischen Wohnen. „Er war ein Pionier der Bewegung“, erzählt der britische Fotograf Alastair Philip Wiper, dem es gelang, das für die Öffentlichkeit unzugängliche Haus im Rahmen einer Arbeit über die architektonischen Interpretationen des Wortes „nuklear“ zu besuchen. „Henderson war der Auffassung, dass die Menschen besser dran wären, wenn sie alle unter der Erde lebten.“