Sieben für die Zukunft
JUDITH LEMBKE9. September 2022 · Schwimmende Nachbarschaften, Krypto-Siedlungen in der Wüste oder Häuser, die mit dem Wald verschmelzen: Rund um den Globus werden Städte geplant, in denen alles besser sein soll. Wir stellen die sieben spektakulärsten Projekte vor.
1. PAINTED ROCK SMART CITY, USA Auf Blockchan-Technologie gebaut
Der Krypto-Millionär Jeffrey Berns plant in der Wüste von Nevada ein radikales Experiment: Auf einem kargen Stück Land, das Berns vor vier Jahren für 170 Millionen Dollar gekauft hat, will er eine Stadt bauen, deren Infrastruktur auf Blockchain-Technologie basiert. Eine Blockchain ist eine Reihe digitaler Datensätze, die Transaktionen chronologisch und öffentlich abbildet. Die Kryptowährungen Bitcoin und Ether basieren unter anderem darauf. Berns, der mit dem Handel von Kryptowährungen reich geworden ist, will nun mit der „Painted Rock Smart City“ beweisen, dass sich die Blockchain-Technologie noch auf ganz andere Lebensbereiche ausdehnen lässt. Zum Beispiel könnten die künftigen 36 000 Bewohner der Siedlung Bankgeschäfte tätigen oder wählen, ohne die Verwaltung einzubinden.
Dafür müsste Painted Rock vom Staat Nevada die Erlaubnis bekommen, sich selbst zu verwalten, also selbst Steuern zu erheben und öffentliche Dienstleistungen wie Schulen oder Müllentsorgung anzubieten. Der demokratische Gouverneur Steve Sisolak hat ein Gesetz in Aussicht erstellt, das diese selbstverwalteten „Innovationszonen“ im Staat erlauben würde – ein Traumszenario für Krypto-Jünger und eine Dystopie für alle, die den großen Techno-Utopien misstrauen.
2. THE LINE, SAUDI-ARABIEN 170 Kilometer Spiegelfassade
Saudi-Arabien will unabhängiger von Öl und Erdgas werden, bis 2030 soll deren Anteil am Bruttoinlandsprodukt von heute 47 auf elf Prozent gesenkt werden. Kernstück des Wandels soll Neom werden, eine Planstadt im Nordwesten des Landes, die Touristen und vor allem Influencer anziehen soll, um Saudi-Arabiens neues modernes Image via Smartphone in die ganze Welt zu exportieren. Wenn man schon nicht mehr als Ölförderer einen Spitzenplatz belegt, will man zumindest das gigantischste Städtebauprojekt haben, hat sich anscheinend das saudische Königshaus gedacht – und kürzlich Bilder von „The Line“ veröffentlicht: eine 170 Kilometer lange und schmale Megastruktur quer durch die Wüste, die aussieht wie vom Lineal gezogen. 500 Meter hoch soll das Gebäude werden und Platz für neun Millionen Menschen bieten. Die Struktur ist von außen komplett verspiegelt, während es drinnen aussieht wie im botanischen Garten. In nur zwanzig Minuten soll eine Hochgeschwindigkeitsbahn beide Enden miteinander verbinden, und selbstverständlich liefern ausschließlich Wind und Sonne die Energie. Damit die Bewohner sich nicht fühlen, als hätten sie sich in ein Videospiel verirrt, soll es im Inneren zugehen wie in der Kleinstadt: Arbeit, Bildung, Sport und Kultur sind in nur fünf Minuten zu erreichen.
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