Soziologie der Fleischlosen :
Wenn Veganer Feste feiern

Joachim Müller-Jung
Ein Kommentar von
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Der Bayaweber ist ein mittelgroßer Vertreter der Webervögel.

Ohne Fleisch geht gar nicht? Was Hundenarren wissen sollten und Vogelfreunde längst ahnen: Veganer können es ganz schön krachen lassen.

Für den Durchschnittsesser dürfte das tiergerechte Leben eines Veganers bis vor kurzem noch eine ähnliche Anziehungskraft gehabt haben wie die von trocken Brot: beschränkt reizvoll. Inzwischen kennt fast jeder ein paar von ihnen, mindestens aber Vegetarier, und die alten Vorurteile schmelzen dahin wie warme Butter. Mehr noch: Das Veganertum mausert sich mittlerweile kulturübergreifend zur edelsten aller Ernährungsweisen.

Sogar Hundehalter, für die zur artgerechten Ernährung der Vierbeiner alternativlos das Verfüttern von Rohfleisch zählt, können nach Auswertung von 2536 Vierbeinerschicksalen in der Zeitschrift „Plos One“ nun nachlesen, dass der vollkommen fleisch- und milchproduktefrei ernährte Hausgenosse gesünder altert als dessen Pansen schmatzender Artgenosse. Auch der Weltklimarat hat die pflanzenbasierte Ernährung neulich zum Goldstandard klimafreundlicher Lebensweisen gekürt, und was unser eigenes naturverträgliches Wohlsein angeht, so haben Ernährungsforscher aus Bonn vor einigen Monaten gezeigt, ist die vegane Kost – abgesehen vom höheren Wasserverbrauch – inzwischen auch der mediterranen Küche klar überlegen.

Den endgültigen Nachweis veganer Lebensklugheit freilich haben britische Ornithologen der University of Bath geliefert. Webervögel aus Afrika sind ihr Rollenmodell für vorbildliches Veganertum. Diese afrikanischen Singvögel, die wegen ihrer kunstvoll-kugeligen Webnester weltweit berühmt sind, gibt es in zwei Versionen. Die einen brüten in Kolonien auf Savannenbäumen und ernähren sich fast ausschließlich von Körnern und Samen, die anderen bevorzugen den Schutz der Wälder und jagen unentwegt den Insekten hinterher, die ihre fleischliche Existenz nur für einen Wimpernschlag der Evolution auskosten dürfen.

Vor 58 Jahren hatte der britische Verhaltensforscher John Crook den glorreichen Gedanken entwickelt, dass diese Unterschiede womöglich kein Zufall sind – dass zwischen Ernährung, Lebensraum und sozialen Vorlieben ein Zusammenhang bestehen könnte. Den statistischen Beleg dafür haben nun die Ornithologen an gut hundert der insgesamt 118 Webervogelarten im „American Naturalist“ vorgelegt. Veganer sind demnach, um es auf den Punkt zu bringen, die sozialverträglicheren Federgesellen. Was Folgen hat: Die Körnerfresser brüten nämlich nicht nur gemeinsam, sie schwärmen auch gemeinsam aus, und beflügelt von diesem Wirgefühl beschert ihnen das auch noch mehr Geschlechtspartner.

Und weil noch immer der Mythos verbreitet wird, vegane Kost führe zu hässlicher Mangelernährung, sei auch dies noch erwähnt: Weil der Brautmarkt im Vogelschwarm so umkämpft ist, bekommt auch das Federkostüm der Samenverkoster eine extravagantere Optik als das der Fleischesser. Veganer sind also schöner, und ihr Alltag ist ein einziges Fest. Veganertum macht definitiv nicht einsam.

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