Wie Handel und Konflikte die Weltwirtschaft prägen
Wo spielen sich derzeit Konflikte ab?
In zahlreichen Ländern rund um den Globus lassen sich Unruhen oder gewalttätige Auseinandersetzungen dokumentieren, jedoch variieren sie deutlich in Bezug auf ihre Häufigkeit, Intensität und die Art des Konflikts. Dargestellt werden hier alle Kämpfe, Explosionen und Luftangriffe, Fälle von Gewalt gegen Zivilisten und soziale Unruhen, die sich innerhalb der vergangenen Woche ereignet haben. Während also in der Ukraine vor allem Kämpfe an der Front und Luftangriffe stattfinden, sind es in friedlichen Regionen wie beispielsweise Nordamerika oder Westeuropa in erster Linie soziale Unruhen, die vereinzelt auftreten.
Dabei sind Konflikte und Handelsmaßnahmen durchaus eng miteinander verknüpft. Ein gutes Beispiel dafür ist der Krieg in der Ukraine. Als Antwort auf die russische Invasion im Februar 2022 hat die EU zahlreiche Sanktionen gegen Russland verhängt, die sich gegen den Handel, die Finanzwirtschaft oder den Energiesektor richten. Dazu gehören beispielsweise der SWIFT-Ausschluss einiger russischer Banken, Einfuhrverbote für bestimmte Rohstoffe aus Russland sowie Preisobergrenzen für den Transport von Erdölerzeugnissen. Aber auch Russland hat seinerseits Sanktionen erlassen.
Infolgedessen haben sich die Gaslieferungen nach Europa drastisch reduziert, und die Preise schossen im Spätsommer 2022 rasant in die Höhe. Somit wirken sich Konflikte und Sanktionen auf den Weltmarkt aus, sind aber auch ganz unmittelbar in unserem Alltag zu spüren – beispielsweise an der Tanksäule.
Welche Handelsmaßnahmen wurden neu erlassen?
Nahezu täglich treten rund um die Welt neue Handelsmaßnahmen in Kraft. Sowohl beschränkende Maßnahmen wie Zölle und Einfuhrkontrollen als auch Handelsliberalisierungen wie exportunterstützende Maßnahmen oder ausländische Direktinvestitionen. Dargestellt wird hier die jeweils neueste Handelsmaßnahme, die in einem Land in Kraft getreten ist.
Zusätzlich werden auch Maßnahmen erfasst, die von Handelsunionen wie beispielsweise den Mercosur-Staaten, der Ostafrikanischen Gemeinschaft oder der Eurasischen Wirtschaftsunion verhängt werden. Mithilfe der Farblegende wird die Gesamtsumme aller Beschränkungen oder Liberalisierungen dargestellt, die ein Land innerhalb der letzten 365 Tage verhängt hat. Beschließt beispielsweise die Europäische Union eine neue Beschränkung in Bezug auf den Import von Chemieprodukten, dann wird diese Maßnahme allerdings der Union als Ganzes angerechnet und zählt nicht in die Summe der Maßnahmen jedes einzelnen Mitgliedstaates.
Containerpreise als Indikator für die Weltwirtschaft
Die Containerfracht ist ein zentraler Bestandteil des Welthandels und bietet somit einen guten Indikator für die Lage auf dem Weltmarkt. Wird eine Handelsroute durchbrochen oder kommt es durch Konflikte zu Störungen in der Lieferkette, schlägt sich das unmittelbar in den Containerpreisen nieder.
So sorgten zu Beginn des Jahres 2024 die Angriffe der Huthi-Rebellen im Roten Meer für rasant steigende Containerpreise. Besonders die Strecke zwischen Asien und Nordeuropa war betroffen. Der Frachtbuchungsplattform Freightos zufolge stiegen die Preise auf dieser Route zeitweise auf über 4000 Dollar. Der langjährige Durchschnittspreis liegt dagegen bei rund 2000 US-Dollar für einen 40-Fuß-Standardcontainer.
Grund für den Preissprung ist, dass die Reedereien infolge der Huthi-Angriffe ihre Routen anpassen und deutlich längere Transportwege in Kauf nehmen mussten. Statt den gewohnten Kurs durch den Suezkanal zu fahren, wichen die Frachtschiffe auf eine Strecke über das Kap der Guten Hoffnung aus. Solch ein Umweg ist jedoch mit erheblichen Mehrkosten verbunden. Folglich haben sich die Versicherungspreise für Schiffe, die im Roten Meer unterwegs sind, zum Teil mehr als verdoppelt. Gleichzeitig profitierte die Luftfracht, da viele Unternehmen verstärkt auf den Transport mit dem Flugzeug auswichen.
Datenquellen und Methodik
Da die Daten automatisiert über unterschiedliche Schnittstellen abgerufen werden, können sich verzögerte oder fehlerhafte Datenlieferungen auch in unseren Grafiken niederschlagen.
Globus: Kartengrundlage für den Globus sind Geodaten veröffentlicht von dem Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen. In der Visualisierung sind die Ländergrenzen zum Teil vereinfacht dargestellt.
Konflikte: Die Zahl der Konflikte wird über das „Armed Conflict Location & Event Data Project“ (ACLED) abgerufen. Dargestellt werden die Anzahl und der jeweilige Ort von Kämpfen, Explosionen und Luftangriffen, Gewalt gegen Zivilisten und sozialen Unruhen. Die Daten werden zu Beginn der Woche aktualisiert und zeigen die Konflikte der jeweils vergangenen Woche.
Handelsmaßnahmen: Die Daten für die Handelsliberalisierungen und -beschränkungen werden täglich automatisiert über eine Datenschnittstelle von Global Trade Alert abgefragt. Es werden nur Handelsmaßnahmen dargestellt, die derzeit in Kraft sind und den jeweiligen Ländern oder Handelsunionen zugeordnet, die die Maßnahme verhängt haben.
Container- und Luftfracht: Der Containerpreis und die Veränderung des Luftfrachtpreises werden täglich automatisiert über die Frachtbuchungsplattform Freightos abgefragt. Der Containerpreis basiert auf dem globalen Containerpreisindex (FBX) und bezieht sich auf einen 40-Fuß-Standardcontainer. Die prozentuale Veränderung der Luftfracht zum Vortag basiert auf dem globalen Luftfrachtpreisindex (FAX), der in USD/kg angegeben wird.