Snaque reposted this
Nur 13% zahlen für digitale Nachrichteninhalte. Verstehen die Verlage ihre Leserschaft nicht? Schließlich wären weit mehr Menschen bereit, Geld zu bezahlen. Der neueste Reuters Digital News Report zeigt, dass 28% der Befragten grundsätzlich bereit wären zu zahlen, aber in den vorhandenen Angeboten keine passende Option finden. Weitere 59% lehnen es grundsätzlich ab, für Nachrichten zu bezahlen. In einem Markt, der hauptsächlich auf Abonnements basiert, erreichen Verlage 87% der potenziellen Leserschaft nicht oder nicht adäquat. Dieses Missverhältnis wurde letzte Woche in einer lebhaften Diskussion über harte Paywalls hier bei LinkedIn deutlich, bei der über 120 Kommentare eingegangen sind. Während die meisten hier harte Paywalls ablehnten oder sie sogar als demokratiebedrohend ansahen, verteidigten vor allem Vertreterinnen und Vertreter aus der Verlagswelt diese Modelle. Wie groß ist also die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage? Zudem deutet der Reuters Media Report darauf hin, dass auch Probeabos keine dauerhafte Lösung darstellen, da viele Nutzer diese nach Ablauf der Testzeit nicht verlängern – besonders nicht zu wirtschaftlich vertretbaren Preisen. Oder sie vergessen einfach zu kündigen, was die Kundenbeziehung zur Marke nicht gerade positiv gestaltet. Ereignisse wie die Corona-Pandemie oder die Trump-Präsidentschaft (einmal reicht, danke!) haben zwar das Interesse kurzzeitig gesteigert, doch es hat oft nicht zu einer langfristigen Bindung geführt. Wie können wir also die 87% der Menschen, die durch harte Paywalls ausgeschlossen sind, besser einbeziehen? Offensichtlich ist die Strategie der harten Paywall nicht die Antwort. Vielleicht ist ein vielfältigeres Angebot der Schlüssel, das Optionen wie Metered Paywalls, Registrierungsmodelle, Einzelartikelkäufe, Sponsoring, Werbemodelle, die Snaque Playwall und Tagespässe umfasst. Zu welcher der drei Gruppen in der Grafik zählst du dich? Wärst du bereit zu zahlen? Wenn ja, wie viel und wie?
spannendes Thema, das du da aufmachst, Henning Tillmann. Ich habe zwei Abos, weil mir gut recherchierte Informationen wichtig sind, um mir eine Meinung zu bilden. Und Recherche kostet. Die Preise für online-Abos finde ich einigermaßen akzeptabel - und im Hinblick auf eine funktionierende Demokratie ist qualitativ hochwertige Pressearbeit aus meiner Sicht unverzichtbar. Also werde ich das weiterhin unterstützen - auch wenn ich mir mehr Auswahl durch gute Kombinationsmöglichkeiten wünschen würde. Ohne qualitative Presse sind wir nur noch im Bereich der Meinung - mit den entsprechenden gesellschaftlichen Folgeproblemen, die das aufwerfen wird.
Ich habe kein Abo. Als ehemalige Abonnentin werde ich regelmäßig von Verlagen angerufen, die mir erneut ein Abo andrehen wollen. Das möchte ich aber nicht und empfinde ich als eher störend, denn es funktioniert anscheinend nicht, um wieder mehr Abonnent*innen zu gewinnen. Das Besondere am Internet ist doch, dass man die Vielfalt nutzen kann und sich nicht an eine Sache binden muss. Ich möchte Journalismus unterstützen, es scheitert aber an den aktuellen Optionen.Außerdem höre ich aufgrund der sowieso schon langen Bildschirmzeit und aus Effizienzgründen lieber Podcasts.
Es braucht ein Spotify für Printmedien (die ja überhaupt nicht mehr "Print" sind). Und dann braucht es auch keine Verlage mehr. 😎
Lothar Kuhn passend zur heutigen Diskussion
Tatsächlich erschreckend das 59% nicht für Inhalte zahlen möchten. Handwerklich guter Journalismus ist ein wichtiger Bestandteil für unsere Demokratie. Dennoch 28% wären bereit zu zahlen: Henning Tillmann, ich finde die Idee von übergreifenden Zahlmodellen perfekt. Und anscheinend gibt es einen gap der aktuell nicht von den Verlagen bedient wird.
Viele werden auch kaum Zeit haben, das alles zu lesen. Warum sollen sie es also kaufen?
Im PC-Gaming sind Mikrotransaktionen die Einnahmequelle, die inzwischen die ganze Branche prägt. Ich würde so gerne und so oft einzelne Artikel kaufen wollen. Bei Spielen wie Hearthstone kann man für 1,49 EUR ein Pack kaufen. Am Ende hat das Spiel dadurch an mit wohl vierstellig verdient über die vielen Jahre. Ich verstehe nicht, warum keine große Zeitung ein ernstes Angebot startet, Plus-Artikel einfach, unkompliziert, mit 2–3 Klicks zu kaufen. Wahrscheinlich würde ich regelmäßig in einem Monat mehr für die Einzelartikel zahlen, als das Abo kosten würde.
Ich habe gerade jetzt aus Versehen einen Monat Tagesspiegel gekauft und es ist wirklich grottenschlecht. 😣 Ich muss zugeben dass ich auch nicht einfach bin um zu bedienen: früher niederländische Zeitungsabos (NRC, Volkskrant) gehabt und alle vom Anfang bis zum Ende gelesen. Dann über Zeitschriften irgendwann in die online internationale Zeitungsabos gerollt (NYT, The Guardian und FT). Hier in Deutschland angefangen mit der Zeit auf Papier was wirklich sehr langweilig war und dann nach vieles ausprobiert zu haben gemerkt dass SZ ziemlich OK ist. Aber sehe ich mich jetzt mit einem SZ-Abo… Nein. Ich zahle jetzt für Chartbook von Adam Tooze was für mich eine Art FT-Ersatz ist auch weil ich eh keine Zeit haben wird um die FT zu lesen.
Peter Bihr is a senior advisor at the intersections of tech, policy, public interest & philanthropy. Working with philanthropies and public sector, his focus is on strengthening democracy and digital rights.
4moDas ist echt ne harte Nuss, gerade da hier ja absolut berechtigte Interessen einander (zumindest auf den ersten Blick) gegenüber stehen. Demokratie braucht zugängliche Nachrichten; Medien brauchen Finanzierung. (Was auch das Spotifymodell zunächst mal ausschließt, denn gerade die Musiker*innen gehen dort ja weitgehend leer aus, und wir müssen die journalistische Arbeit ja eben gerade finanzieren.) Was uns zur ja recht offensichtlichen, aber leider schwer zu beantwortenden Frage zurück bringt: Wie kann man diese Art von Inhalten wesentlich zugänglicher verbreiten und gleichzeitig mehr Geld zurück in die Produktion der Inhalte fließen lassen? Neue/alternative Geldtöpfe wie Abgaben, diversere Geschäftsmodelle, Bundles, anders gestaltete Abos… bisher hat sich davon ja nichts so richtig durchsetzen können?