In politischen Debatten und Schlagzeilen der Medien ensteht der Eindruck, dass die größte Angst der Menschen in Deutschland die vor Menschen aus anderen Ländern ist. Doch jetzt zeigen zwei Umfragen unabhängig voneinander etwas völlig anders. Sowohl bei der Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) über die Sorgen der Deutschen als auch in der Shell-Jugendstudie liegt die Angst vor der rassistischen „Ausländerfeindlichkeit“ auf dem zweiten Platz. Warum das so ist, und was daraus folgt, hat unsere Geschäftsführerin Rebecca Weis aufgeschrieben.
Nehmt endlich UNSERE Sorgen ernst! In politischen Debatten und Schlagzeilen der Medien gewinne ich seit Monaten den Eindruck, dass die größte Angst der Menschen in Deutschland die vor Menschen aus anderen Ländern ist. Doch jetzt zeigen zwei Umfragen unabhängig voneinander etwas völlig anders. Sowohl bei der Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) über die Sorgen der Deutschen als auch in der Shell-Jugendstudie liegt die Angst vor der rassistischen „Ausländerfeindlichkeit“ auf dem zweiten Platz. Gibt es jetzt täglich Talkshows zum Kampf gegen Rassismus? Ich glaube kaum, dass ich jetzt in den nächsten Tagen und Wochen Talkshows und Bundestagsdebatten über den Kampf gegen Rassismus erwarten kann. Warum eigentlich nicht? Weil die rechtsextreme Strategie voll aufgegangen ist: Der Diskurs hat sich nach rechts verschoben. Es werden nicht die Sorgen der Mehrheit der Deutschen gehört und ernstgenommen, sondern die Sorgen der Anhänger der AfD und anderer Rassist*innen, die faktenfrei und populistisch ein „wir gegen die“ mit völkischen Vorstellungen propagieren. Und die glücklicherweise in der Minderheit sind. In der Shell-Studie äußern fast Zweidrittel (64%) der zwischen 12- bis 25-Jährigen Angst vor wachsender Feindseligkeit zwischen Menschen und 58% vor „Ausländerfeindlichkeit“. Vor der Zuwanderung ängstigen sich nur 34%. Laut KAS haben 63% der Befragten Angst vor „Fremdenfeindlichkeit“ verglichen mit 36% derjenigen, denen die Migration Sorgen bereitet (jede*r Fünfte äußert im Übrigen sowohl Sorge vor Rassismus als auch vor Migration). Wo bleiben die Visionen für ein friedliches, vielfältiges Miteinander? Liebe Politiker*innen von Union, SPD, Grünen und FDP, nehmt doch bitte die Sorgen eurer potenziellen Wähler*innen ernst, nicht der von Rechtsaußen. Das würde bedeuten, dass ihr Ideen und Visionen entwickelt für ein friedliches, vielfältiges Miteinander hier bei uns. Bespielt nicht weiter die Themen der Faschist*innen, denn das spielt ihnen in die Hände. Was wir wirklich brauchen, und wir können es nicht oft genug wiederholen: Wir brauchen #Extremismusprävention und #Demokratiebildung – und für beides eine nachhaltige Finanzierung! PS: Die größte Sorge der Deutschen und der Jugend ist im Übrigen die Angst vor dem Konflikt mit Russland bzw. einem Krieg in Europa. Die Angst vor den Folgen der Klimakrise ist etwas in den Hintergrund gerückt, aber immer noch groß. PPS: Ich zitiere die Begriffe „Fremdenfeindlichkeit” und „Ausländerfeindlichkeit“ aus den Studien, ich spreche lieber von Rassismus. PPPS: Meine Gedanken habe ich für den Blog von Gesicht Zeigen! Für ein weltoffenes Deutschland e.V. aufgeschrieben. Er ist hier nachzulesen.