Die Festivalbranche hat ein massives Problem – und mir fehlt es an Transparenz, Offenheit und einem ehrlichen Austausch untereinander. (ich weiß, es gibt Ausnahmen und es sind wie immer nicht alle gemeint) In den vergangenen 3 Monaten sind etliche Festivals abgesagt worden, haben Insolvenz angemeldet oder haben einfach mit einem mäßigen oder schlechten Ticketvorverkauf zu kämpfen. Die Woche kam außerdem die News, dass das MELT Festival nach 27 Jahren nächstes Jahr nicht mehr stattfinden wird. Die Gründe sind vielseitig: Steigende Kosten und damit höhere Ticketpreise, ein anderes Interesse und Verständnis für Festivals im Generellen, logistische Anforderungen uvm.. Und was macht die Szene: Das Thema irgendwie totschweigen – aus Angst, aus Missgunst, aus Unsicherheit. Ich versteh das. Immerhin geht es hier um Existenzen, Jobs... Was ich trotzdem vermisse: Der offene und ehrliche Umgang von Veranstaltern untereinander. Denn: Unter vorgehaltener Hand hört man von den meisten das Gleiche: Der Ticketvorverkauf läuft einfach nicht mehr so wie früher. Es muss um jedes Ticket gekämpft werden – es wird sich von Rabatt-Aktion zu Rabatt-Aktion gehangelt, um irgendwie ihre Zahlen zu erreichen. Das sind die harte Fakten – und die bittere Realität. Aber: Das Phänomen ist kein Neues. Lasst uns aufhören Zahlen zu faken, um Booking-Agenturen, Business-Partner und das Publikum zu beeindrucken. Lasst uns gemeinsam Transparenz schaffen und in den offenen Austausch gehen.
Ich denke wir sind immer noch in der Wellen Bewegung nach Corona. Viele Künstler machen gerade nichts offizielles. Dann kommt noch das die Förderungen sehr stark eingeschränkt wurden. Dazu kommt das Deutschland gerade generell Finanziell nicht gut da steht. Wir machen selber neben Festivals auch Lokale Tagungen und auch hier merkt man das sich dies schwer tut. Das Geld ist nicht Locker genug. Die Branche leidet ja eh immer als erstes, da die Kultur ja nicht Relevant ist.
Man muss auch mal schauen, wer wieviel Geld auf dieser Reise verdienen will. Wenn die Preise für den Endverbraucher definitiv zu hoch sind, müssen halt alle ihren Anteil am Ticketpreis beleuchten. Künstler, Konzertagenturen bis hin zu den Technikern an den Pulten, die, nicht mit ihren Gagen, aber mit ihren Anforderungen ans Equipment ihren Teil beitragen. Wenn dann die Ergebnisse trotz ultrateurer Karten wie kürzlich auf Schalke auch noch schlecht sind, überlegen sich Konzertbesucher erst recht wofür sie das Geld ausgeben sollen. Der Wurm muss halt dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. 🎣
Wir gehen durch eine komplette Konsolodierung und Veraenderung der Branche. Campen ist out, ganzen Tag rumstehen ist out, insgesamt ist Festival bis auf Nieschen und die "Ankerfestivals" total OUT. Die Besucher aendern sich, und damit auch der Anspruch. Durch die immer mehr fortschreitende Isolierung (digitalisierung) der Einzelperson ist das Gruppen-Happening immer mehr aus der Mode. Vielleicht sind auch die Konzepte vieler Festivals mal Ueberholungsbeduerftig, Buehne, Artist, Bratwurst, Bierstand lockt halt keine Sau mehr auf nen Festival...
Ich war früher (vor 8-10 Jahren) auf vielen Festivals. Heute allein rund 150 - 200 Euro pro Ticket, plus Verpflegung, Anreise etc. Das ist schon ein schöner Urlaub. Durch die Wellenbrecher steht man nicht mehr vor der Bühne oder muss den ganzen Tag dort bleiben, wo man ist. Oder steht weit hinten...dann kann ich auch daheim bleiben. Und muss nicht bei Dauerregen oder 30 Grad "leiden". Die großen Festivals haben seit Jahren dieselben Headliner, RaR könnte so auch vor 15 Jahren stattgefunden haben. No thanks.
Die Preise für Konzerte sind explodiert. Halbwegs vernünftige Plätze für Rod Stewart in Mönchengladbch lagen über 150 EUR. Nein. Aktuelle Bands sind kaum unter 100 EUR für so gerade akzeptable Plätze zu haben. Nein. Da machen ich aus Prinzip nicht mehr mit. Derweil ist die Mittelschicht übel geplündert. Die untere Mittelschicht kann sich so etwas überhaupt nicht mehr leisten. Wenn man dann Phantasiepreise von 300, 400 und mehr Euros plus überteuerte Verpflegung für gerade mal nur Rave oder immer das gleiche Zeug bei Rock am Ring aufruft, geht das nicht. Für fast das gleiche Geld bekommt man in der Nebensaison eine Woche Griechenland in einem brauchbaren Hotel.
Neben den oben genannten Gründen gibt es auch zuviele Festivals inzwischen. Alleine im Bereich der Blasmusik und der Volksmusik sind diese geradezu explodiert in den vergangenen Jahren. Der Kuchen wird deshalb aber nicht größer, die Leute können und wollen nicht überall hingehen.
Die Kommunen wollen uns ( die Macher) fertig machen und sich das Geschäft unter den Nagel reißen! Das sieht Jeder der die Augen aufmacht.
Katrin Fuhrmann hast du ein paar Beispiele für Festivals in Deutschland die absagen mussten und/oder Insolvenz gegangen sind? Wir versuchen mit Höme immer einen guten Überblick zu behalten und vielleicht sind uns da welche durchgerutscht. Danke dir.
Ganz deiner Meinung! Es wäre so schön wenn alle an einem Strang ziehen würden und ehrlich kommunizieren. Leider nur ein Wunsch Gedanke 🙏
SEO-Experte mit Leidenschaft für Events @ SUMAGO.network
5 MonateJa, das Problem mit der Offenheit haben wir aber aktuell in vielen Branchen und das vollkommen normal. Es ergibt einfach keinen Sinn, sich nach außen als fragil zu zeigen. Menschen sind da leider in der Breite gnadenlos. Sie investieren in Sicherheit und Erfolg. Nicht in Fragilität. Daher ist es vollkommen ok, dass es auf "closed groups" reduziert wird. Und am Ende ist es eine Marktbereinigung bzw. Marktnormalisierung, weil jeder intern seine Hausaufgaben machen muss. Kosten und Effizienz. Das hat auch unglaublich viel Gutes. Die, die jetzt gut aufräumen und überleben, werden wieder marktfähig.