Aus aktuellem Anlass:
BAUER KARL, DER BIOSPRIT UND DIE SPANISCHE GURKE
Bauer Karl geht in das Gewächshaus, pflückt frische Gurken und verkauft sie auf dem Markt seiner Stadt.
So war es einmal. Heute ist es so:
Fritz, der Einkäufer eines Einzelhandelskonzerns, der einem amerikanischen Finanzinvestor gehört, weiß durch seine Software, dass in Spanien gerade die Gurken reif und besonders günstig sind. Er ordert 100.000 Gurken bei einer Gemüsefirma in Almeria, die einem französischen Agrarkonzern gehört.
Dort wird mit Wasser aus Entsalzungsanlagen bewässert, weil das Grundwasser wegen der vielen Gurken seit Jahren sinkt. Der Strom dafür kommt vorwiegend aus Atomkraft. Deshalb kostet er nicht viel.
Die Gurken wurden aus dem patentiertem Saatgut eines holländischen Saatgut-Konzerns gezogen, der den Markt beherrscht. Es kostet nicht viel. Man muss es aber jedes Jahr neu kaufen, weil die Gurken keinen Samen produzieren.
Dafür, das in den Gewächshäusern nur Gurken wachsen, sorgt ein Unkrautvernichtungsmittel von einem deutschen Chemiekonzern. Es kostet nicht viel. Es ist nicht gesund. Das merkt Ibrahim, der die Gurken erntet. Er hustet viel. Ibrahim ist aus Tunesien und arbeitet illegal auf der Farm. Deshalb kostet das Ernten der Gurken nicht viel.
Bevor die Gurken verladen werden, werden sie mit einer luftdichten Plastikfolie überzogen. Die Folien stammen von einer Chemiefabrik bei Erfurt. Sie kostet nicht viel, die Produktion ist voll automatisiert.
Der Transport nach Deutschland kostet nicht viel. Der Diesel des LKW ist subventioniert und der Fahrer, Dragan, stammt aus Albanien. Er lebt die meiste Zeit in dem LKW und fährt nur im Urlaub zu seiner Familie nach Hause. Er fährt die Gurken zur Logistikzentrale des Konzerns in Herford.
Das Lager kostet dort nicht viel, die Stadt hat das Grundstück praktisch umsonst an den Konzern abgegeben. Sie war scharf auf die Gewerbesteuer. Von Herford aus werden die Gurken per LKW in die Discounter verteilt. Der Diesel dafür ist auch subventioniert.
Unsere Gurke landet so bei einem Discounter in Uslar. Die Verteilung übernimmt Stefan. Er war in einer Firma beschäftigt, die Solaranlagen produzierte. Die werden jetzt aus China importiert, deswegen ist Stefan seit einiger Zeit arbeitslos und ist in dem Laden im Rahmen einer AB – Maßnahme tätig. Er kostet deshalb nicht viel.
Und BAUER KARL?
Der produziert jetzt Mais für Biotreibstoff. Er tut das sehr rationell unter Einsatz von sehr viel Chemie und seinem Trekker, der mit subventioniertem Diesel betankt wird. Pro Hektar Anbaufläche bekommt er auch Geld. Vom Staat.
Deshalb kostet der Biosprit nicht viel.
Der Biosprit wird subventioniertem Kerosin beigemischt und damit fliegen Anke und Uwe aus Düsseldorf für ein Wochenende nach Mallorca. 90 Euro pro Person.
Aber die Gurke hat ja nur 49 Cent gekostet. Da kann man sich das leisten.
Gratulation zum informativen und sympathischen Interview!