1 Jahr selbstständig = 4 Betrugsversuche Der zweite Fall – versuchter Investmentbetrug

Hallo Zusammen,

Wir bekamen Anfang Januar aus Singapur Investmentanfrage im Rahmen unserer Seed-Invest-Runde. Daraufhin haben wir unser Pitch Deck geschickt & ein recht einfaches Due Diligence Dokument ausgefüllt. Alles wirkte sehr seriös.

Das traumhafte Angebot. Die gesamte Zielsumme unserer Investmentrund, komplett von einem Investor für weniger als 10 % Anteile, aber verbunden mit einer Sicherheitsanforderung. Wir unterzeichneten einen LoI und dachten halbe Miete...

Wir sollten trotz Anteilserwerb die Investmentsumme absichern. Das Konstrukt dazu heißt: Investment Security Guarantee Insurance (ISGI) certificate. Sowohl unser Hausbank sowie Anwälte kannten dies nicht.

Wir holten Infos über das Invest-Unternehmen aus dem Handelsregister Singapur ein. Alles wirkte in Ordnung. Die Firma war aktiv eintragen & seit 1982 registriert.

Zu dem ISGI Zertifikat haben wir recherchiert, via LinkedIn bis nach Australien und ohne viel Erfolg. Auch in Down Under wurde ein Invest mit dieser Absicherung angeboten. Auch hier Fragezeichen.

Vom „Investor“ wurden dann sogar Vertragsunterlagen zugeschickt. Wir hätten nur unterschreiben und das ISGI-Zertifikat abschließen müssen. Vermittelt wurden wir dazu an eine Versicherungsagentur in Bangkok, die genau dieses Zertifikat ausgibt. Zur Agentur konnten wir nicht viel finden. Entwurfsunterlagen zum Zertifikat wurden uns nicht zur Verfügung gestellt, aber wir sollten unsere Passkopien zur Verfügung stellen. Was wir nicht getan haben.

Wir haben dann die Außenhandelskammer Singapur um Einschätzung gebeten & wurden hier an den deutschen Honorarkonsul weitergeleitet, der uns wirklich sehr unterstützt hat. Er bestätigte ein ISGI-Zertifikat nicht zu kennen und dass das ganze Gebaren nicht zu professionellen Investoren aus Singapur passt.

Wir haben dann versucht Identitätsfeststellungen der handelnden Personen vorzunehmen, was nicht aktiv unterstützt wurden. Wir bekamen aber eine Passkopie eine chinesischen Bankmitarbeiterin, C-Level. Diese sollte die Transaktion über China durchführen. Die Bank bestätigte sogar die Passkopie.

Ende März wurde Druck vom „Investor“ aufgebaut. Da zu viele Fragezeichen waren, wir die Identitäten nicht kannten und das ISGI-Zertifikat wohl Geld (Vorkasse) gekostet hätten, wurde der Kontakt abgebrochen. Allerdings nicht von uns, sondern vom „Investor“.

Wir haben dann Folgendes noch einmal überprüft

1.       Internetseite der Investmentfirma

Auf den ersten Blick okay. Auf den zweiten naja... Keine Telefonnummer, keine Bilder des Teams nur Namen, Teammitglieder im Internet nicht zu finden. Einfach gemachte Internetseite nur Stockbilder, Referenzen nicht überprüfbar. Laut URL Recherche: Register in San Francisco mit anderem Inhaber und eine anderen Investmentfirma...

Diese „Investmentfirma“ taucht sogar mit ziemlich guten Ranking bei Crunchbase auf. Allerdings ohne Angaben zu irgendeinem Investment.

2.       Internetseite der Versicherungsagentur

Gleiches Zeugnis wie bei der Investmentfirma, Qualität noch schlecht

3.       Versicherungsagentur

War nirgendwo registriert und auch sonst war nichts im Internet zu finden.

4.       Auszug des Handelsregister überprüft.

Kapitaleinlage bei der Investfirma: 2 SGD = 1,37 Euro.

Was wir aber grundsätzlich falsch gemacht haben, ist nicht sofort die Identitätsfeststellungen durchzuführen. Zumal wir nur ein einziges direkt Video-Meeting hatten, und nur ganz kurz das Bild unseres gegenüber gesehen hatten.

Jaja, sich vom schönen Angebot blenden lassen. Dumm ist der, der Dummes tut… ;-)

Das hätte uns alles sehr viel Zeit erspart, die wir mit „echten“ Investoren viel besser hätten nutzen. Und natürlich hat die anwaltliche Beratung auch Geld gekostet.

Also Vorsicht bei plötzlichen großzügigen und günstigen Investment-Angeboten, egal vorher. Wir haben davon noch zwei Fälle. Und das solche Maschen in Verbindung mit Cybercrime auch aus Europa kommen, zeigen wir euch im 3. Fall.