Bergschuhe
Subkategorie von Outdoor
Der Berg ruft!
Von leichten Wanderungen über alpine Bergtouren bis hin zum Klettern mit Steigeisen gibt’s für jede Herausforderung den passenden Schuhtyp. Nicht zu verwechseln sind Bergschuhe für den hochalpinen Bereich mit Wanderschuhen, Trailrunningschuhen oder gar Straßenlaufschuhen. Ungeeignetes Schuhwerk führt oftmals zu unnötigen Gefahrensituationen am Berg, die nicht selten mit einem Einsatz der Bergrettung enden – Stichwort unerfahrene Sonntags-Tourist:innen in Sandalen. Um dir die Auswahl zu erleichtern, erfährst du bei uns, was einen Bergschuh von Wanderschuhen und Co. unterscheidet, welche besonderen Eigenschaften ihn ausmachen und worauf du beim Kauf achten solltest.
Was ist (k)ein Bergschuh?
Ein klassischer Bergschuh ist speziell für den Einsatz im alpinen Bereich gedacht. Also für Touren in felsigem Gelände, mit Geröll und Klettersteigen und auch bei Eis und Schnee. Er zeichnet sich durch Robustheit, rutschfestes Profil, Wasserdichtigkeit und Sohlensteifigkeit aus. Die Sohlensteifigkeit ist notwendig, damit sich die Sohle im unebenen, steinigen Gelände nicht verwindet, sondern stets einen stabilen Stand ermöglicht. Außerdem ist eine steife Sohle Voraussetzung zur Montage von Steigeisen. Der Schaft reicht bis über den Knöchel und schützt damit diesen empfindlichen Bereich, gleichzeitig sorgt er für eine Stabilisierung des Fußes. Bei Bergschuhen gibt es je nach Einsatzgebiet einige Abstufungen/Kategorien, mehr dazu später. Interessant ist die Frage, was eigentlich der Unterschied zwischen Bergschuhen und Wanderschuhen ist und worum es sich bei Trekking- oder Trailschuhen handelt. Sehen wir uns die Begriffe etwas genauer an:
Der Wanderschuh
Für Wanderungen im voralpinen Gebiet, leichtere Bergtouren auf präparierten Wegen, im Wald oder querfeldein reicht meist ein „normaler“ Wanderschuh aus. Vom klassischen Bergschuh unterscheidet er sich vor allem durch weniger Gewicht, eine leichtere, weichere Sohle mit mehr Dämpfung, flexibleres Obermaterial und wahlweise einen niedrigeren Schaft. Oft führt eine Bergwanderung sowohl über Asphalt, Wald/Wiese, Kiesweg als auch über felsige Abschnitte. Der große Vorteil vom Wanderschuh ist, dass er für all diese unterschiedlichen Einsatzgebiete einen guten Kompromiss bieten. Durch sein geringeres Gewicht und die weichere, flexiblere Sohle ist er einerseits auf längeren Asphaltwegen angenehm zu tragen, und bietet gleichzeitig guten Grip und Halt auf steinigen Abschnitten.
Bergschuh und Wanderschuh im direkten Vergleich
Bergschuh | Wanderschuh |
---|---|
schwerer, starrer Schuh | angenehmer, weniger Gewicht |
harte, steife Sohle | weichere Sohle, etwas gedämpft |
für Steigeisen geeignet | ungeeignet für Steigeisen |
auf Asphalt ungeeignet | auch komfortabel auf Asphalt und für längere Strecken |
ideal auf Felsen, Geröll, Steigen, Gletscher | leichtere, präparierte Wege |
i.d.R. wasserdicht | oft wasserfest oder wasserdicht |
Der Trekkingschuh
Wenn vom Wandern die Rede ist, sind meist Tagestouren, die auch Ungeübte schaffen, gemeint. Das kann, muss aber nicht im alpinen Gebiet sein. Bei einer Trekkingtour geht es hingegen oft mehrere Tage mit schwerem Gepäck in teils abgelegene Gebiete. Trekkingschuhe besitzen dieselben Eigenschaften wie Wanderschuhe, aber auf etwas höherem Niveau. Sehr wichtig ist die Wasserdichtigkeit, um auf tagelangen Touren, wo keine Zeit zum kompletten Durchtrocknen der Schuhe bleibt, nasse Füße zu vermeiden. Bei aufgeweichter Haut können sonst schnell Abschürfungen oder Blasen entstehen, die schon so manche:n zur Aufgabe gezwungen haben. Weitere Merkmale sind robustere Obermaterialien und eine härtere Sohle/Dämpfung als bei Wanderschuhen. Letztere sorgt einerseits für einen stabileren Auftritt und ist andererseits notwendig, damit der Schuh bzw. die Sohle mit schwerem Gepäck nicht zu sehr nachgibt. Der Trekkingschuh ist ein guter Kompromiss zwischen Wanderschuh und Bergschuh - angenehm tragbar auf Asphalt oder Waldboden, aber auch auf felsigem Untergrund verlässlich und sicher.
Der Trailrunningschuh
Ein Begriff, der oftmals im Outdoor-Bereich fällt, sind Trailschuhe. Aber Trailrunningschuhe sind keine Bergschuhe, sondern vielmehr wie die geländegängige Version von normalen Straßenlaufschuhen. Sie haben im Vergleich dazu eine griffigere Sohle, eine etwas härtere Dämpfung, sind wasserabweisend und haben oft einen verstärkten und damit besser geschützten Zehenbereich. Trail-Runner sind ideal zum Laufen im Wald, querfeldein oder bei schlechten Wetterbedingungen - für eine Bergtour im alpinen Bereich sind sie hingegen nicht empfehlenswert. Wenn du mehr zu Trailrunningschuhen oder Straßenlaufschuhen erfahren möchtest, sieh dir unseren Ratgeber dazu an.
So wählst du den passenden Bergschuh
Um den Eignungsgrad von Bergschuhen festzustellen, gibt’s vereinfacht dargestellt drei Punkte zu beachten: die Sohle, das Obermaterial und die Schafthöhe. Je härter, und je mehr Profil die Sohle hat, je fester das Obermaterial und je höher der Schaft ist, umso besser eignet sich der Schuh für den hochalpinen Einsatz.
Einteilung nach der Meindl-Skala
Um einfacher zu bestimmen und zu erkennen, für welches Einsatzgebiet ein Bergschuh geeignet ist, hat der Schuhunternehmer Alfons Meindl 1976 die nach ihm benannte Meindl-Skala eingeführt. Die Einteilung von Bergschuhen in die Kategorien A bis D hat sich viele Jahre bewährt und wird auch heute noch gerne zur Orientierung angewandt. A ist dabei der weichste und D der härteste Schuh, mit der steifsten Sohle und dem widerstandsfähigsten Obermaterial. Es gibt mittlerweile auch andere ähnliche Einstufungen, bekannt ist etwa der Lowa-Index, der von 1 (hart) bis 6 (weich) bewertet.
Kategorie | Schuhtyp | Einsatz |
---|---|---|
A | leichter Wanderschuh | Freizeit, Reisen, Wandern, Aktivitäten in der Natur |
A/B | hoher Wanderschuh | Hochalm, Voralpen, Mittelgebirge, auf gut ausgebauten Wegen |
B | Trekkingschuh | auf schlechten Wegen, ausgedehnte Touren, alpines Gelände |
B/C | hoher Trekkingschuh | anspruchsvolles Wandern, Hochgebirge, Geröll, Klettersteige, für leichte Steigeisen geeignet |
C | Hochgebirgsschuh | Hochgebirge, Gletscher, Geröll, im Felsen, für Steigeisen geeignet |
D | ultimativer Hochgebirgsschuh | Hochgebirge, extreme Bedingungen, weglos, Gletscher, Eisklettern, ideal für Steigeisen geeignet |
Auffallend ist, dass nur die Kategorien C und D für Steigeisen ideal geeignet sind. Das liegt daran, weil zur sicheren Anbringung von Steigeisen eine sehr harte und steife Sohle notwendig ist. Auf einer zu weichen Sohle können die Steigeisen verrutschen oder sich lösen, was am Berg schnell lebensbedrohlich werden kann - mehr dazu weiter unten im Kapitel zu Steigeisen. Oft sind die Übergänge bei modernen Wander-, Trekking- und Bergschuhen fließend. Im Zweifelsfall empfehlen Profis den härteren Schuh zu wählen, weil er mehr Möglichkeiten bietet.
Die Sohle
Während beim normalen Laufschuh der Komfort im Vordergrund steht, sind es bei Bergschuhen vor allem Trittsicherheit und Schutz. Trittsicherheit ist gewährleistet, wenn die Sohle auch auf kleiner Auflagefläche - z.B., wenn du nur mit den Zehen auf einen Felsteil trittst – nicht nachgibt. Ein Laufschuh mit weicher Sohle würde sich in so einer Situation, ebenso bei Wurzelwerk oder Steinen, verformen und keinen stabilen Halt bieten. Möglich wird das beim Bergschuh durch eine spezielle Gummimischung in verschiedenen Härtegraden und ausgeprägtem Sohlenprofil. Eine der gebräuchlichsten Sohlen für Bergschuhe kommt von der Firma Vibram, benannt nach dem italienischen Gründer Vitale Bramani, der 1937 die erste Sohle speziell für Bergschuhe entwickelte. Vibram-Sohlen gibt’s je nach Einsatzgebiet in verschiedenen Härtegraden - im hochalpinen und auch eisigen Bereich wird u.a. der Typ Mont empfohlen. Sie sind gut an dem gelben Oktagon zu erkennen.
Das Profil eines guten Bergschuhs muss mehrere Bedingungen erfüllen: Für ausreichend Halt auf verschiedenem Untergrund sind tiefe Stollen notwendig, die sich im Boden richtig festbeißen. Gleichzeitig sollen sich die Furchen zwischen den Stollen nicht mit Erde oder Steinen zusetzen, was die Sohle rutschig machen würde. Als Lösung sind die Stollen an der Seite in Führungsrinnen angeordnet, damit sich die Sohle selbst von Dreck reinigen kann. Eine wichtige Funktion erfüllt auch die Ausrichtung der Stollen in verschiedene Richtungen. Das vergrößert grundsätzlich die Trittsicherheit auf steinigem Untergrund. Darüber hinaus kann eine spezielle, entgegengesetzte Anordnung der Stollen im Vorfuß- und Fersenbereich den Vortrieb und Halt beim Aufstieg unterstützen und gleichzeitig beim Abstieg bremsen helfen.
Wie finde ich die richtige Größe?
Du kannst ganz einfach zuhause deine Füße vermessen. Wenn es um Bergschuhe geht, trägst du dabei am besten deine Wandersocken, die in der Regel dicker sind als normale Socken. Zuerst stellst du deinen Fuß mit der Ferse an eine Wand oder den Rand eines Blatt Papiers - du musst stehen, nicht sitzen, und den Fuß belasten. Nun legst du einen geraden Gegenstand wie ein Lineal gegen deine große Zehe und misst den Abstand zwischen Wand/Papierrand und Lineal. Das gleiche wiederholst du mit dem anderen Fuß, weil bei den meisten Menschen die Füße nicht exakt gleich groß sind. Am Ende rechnest du zum längeren Fuß ca. 10 mm bei Frauen und ca. 12 mm bei Männern dazu. Nun kennst du deine Schuhgröße für einen Bergschuh in Zentimetern.
Die meisten Hersteller haben auf ihren Websites Größentabellen, die auch Zentimeterangaben beinhalten. Außerdem gibt’s oft noch Hinweise zur richtigen Größenbestimmung der jeweiligen Hersteller, denn leider fallen nicht alle Marken gleich groß aus, d.h. du kannst bei verschiedenen Marken unterschiedlich große Schuhe benötigen. Manchmal hilft nur probieren und selbst rausfinden. Noch ein Tipp: Weil deine Füße im Laufe des Tages etwas anschwellen bzw. größer werden, vermiss sie lieber nachmittags oder abends.
Das Obermaterial
Während Bergschuhe traditionell aus echtem Glattleder gefertigt wurden - und viele Modelle nach wie vor werden - kommt heute ein breiter Mix an Komponenten zum Einsatz. Dazu gehören verschiedene synthetische Materialien, speziell entwickeltes Gewebe wie Gore-Tex, Sympatex, Kunstleder, aber auch verschiedene Echtleder wie Wild, Nubuk oder Velours. Leder hat die Vorteile, dass es sich auf Dauer besser an den Fuß anpasst, man weniger darin schwitzt, weil es Feuchtigkeit vom Fuß aufnehmen kann, und richtig gepflegt wasserdicht ist. Nachteil ist, dass es je nach Dicke mehr wiegt als synthetische Materialien und, wenn es mal durchnässt ist, sehr lange zum Trocknen braucht. Synthetik braucht weniger Pflege, trocknet schneller und hält gut wasserdicht. Dafür schwitzt man damit stärker und die Diffusion, also das Ableiten von Feuchtigkeit nach außen, funktioniert bei warmen Temperaturen und Nässe nicht gut. Oft kommen dafür recycelte Materialien zum Einsatz, ein Pluspunkt.
Ob Echtleder oder Synthetik, beides hat Vor- und Nachteile. Oft bestehen moderne Bergschuhe ohnehin aus einem Materialmix, und letztendlich ist wichtiger, womit du dich persönlich wohler fühlst. Für die Performance ist entscheidend, dass das Obermaterial robust und (vor allem bei Synthetik) an neuralgischen Stellen verstärkt ist, um den Fuß ausreichend zu schützen. Zweitens sollte es möglichst wasserdicht sein. Wasserdichtigkeit wird oft durch eine Zwischenmembran oder eine Imprägnierung ab Firma erreicht, die regelmäßig erneuert werden muss.
Wasserfest ist nicht gleich wasserdicht!
Zwei ähnliche Begriffe aber ein wesentlicher Unterschied: Wasserfeste Stoffe bestehen meist aus eng gewebten Kunstfasern wie Polyester und Nylon. Sie haben in der Regel keine zusätzliche Membran und sind nicht chemisch vorbehandelt. Daher können sie Wasser für eine begrenzte Zeit abweisen, werden aber irgendwann durchnässt. Wasserdichte Bergschuhe haben hingegen oft eine tieferliegende Membranschicht verwebt, die Feuchtigkeit nach außen transportiert und gleichzeitig das Eindringen von Feuchtigkeit von außen verhindert - so bleiben die Schuhe atmungsaktiv und wasserdicht zugleich.
Um zu wissen, ob dein Bergschuh wasserdicht ist, kannst du dich auch an der Angabe zur Wassersäule orientieren, die viele Hersteller bereitstellen. Sie beschreibt den hydrostatischen Druck - also den Druck auf ein Material, bis es Wasser durchlässt. Eine Wassersäule von 1.000 mm entspricht einem Druck von etwa 0,1 Bar. Wasserdichte Schuhe sollten mindestens eine Wassersäule von 10.000 mm aufweisen. Je nach Art der Membran kann sie auch bis 45.000 mm hoch gehen.
Das Innenmaterial kann aus Glattleder, Kunstleder, Synthetik oder Textil bestehen. Auch im Schuhinneren sorgt Echtleder für lange Haltbarkeit und ein gesundes Fußklima. Ein Beispiel für einen Bergschuh-Klassiker, komplett aus Leder, innen wie außen, wäre der Meindl Super Perfekt. Sollte Lederfutter allerdings nass werden, trocknet es nur langsam, was bei einer mehrtägigen Tour problematisch sein kann. Innenmaterial aus Synthetik oder Textil hält wahrscheinlich weniger lang als Echtleder, kann zu vermehrtem Schwitzen führen, auch abhängig von der Art der Membran, wird aber dafür von vielen als bequemer empfunden. An einen neuen Bergschuh aus Leder muss sich der Fuß immer erst eingewöhnen, er kann anfangs etwas drücken und scheuern. Will man die Vorteile verschiedener Materialien vereinen, könnte ein qualitativ hochwertiger Bergschuh so aussehen: Als Obermaterial wasserdichtes Echtleder, für das Innenfutter Gore-Tex und als Sohle eine harte Vibram-Sohle.
Die richtige Pflege
Damit du möglichst lang Freude an deinem Schuh hast, sollte er regelmäßig gepflegt werden. Je nach Material gibt’s dafür verschiedene Empfehlungen: Leder ist ein Naturprodukt, dass sich im Laufe der Zeit und mit Gebrauch des Schuhs verändert. Es wird zwar insgesamt weicher, aber es bilden sich an besonders belasteten Stellen Knickfalten, wo das Leder austrocknen, spröde werden und irgendwann Einreißen kann. Ebenso setzt ihm der regelmäßige Kontakt mit Nässe zu und kann es langfristig austrocknen. Ideal für die Lederpflege und um all diese Probleme zu vermeiden ist Wachscreme. Sie führt dem Naturmaterial wichtige Bestandteile zu, damit es nicht austrocknet, sondern flexibel und widerstandsfähig bleibt. Auch für Nubuk- und Veloursleder ist Wachs gut geeignet, kann aber, wenn zu viel aufgetragen wird, das Material etwas verdunkeln - kein Problem, das lässt sich mit einer Drahtbürste vorsichtig wieder aufbürsten.
Bei synthetischen Materialien ist die Pflege hingegen recht einfach, am besten funktioniert eine chemische Imprägnierung, die den Schuh wasserdicht hält und die Oberfläche schützt.
Achtung: Du solltest deine Schuhe auf keinen Fall in die Waschmaschine geben. Weder solche aus Leder noch aus synthetischen Materialien. Das kann aufgrund der mechanischen und thermischen Einwirkungen zu Schäden am Leder bzw. zur Auflösung von Verklebungen führen.
Steigeisentauglichkeit
Bergschuhe werden in Bezug auf ihre Steigeisentauglichkeit in drei Gruppen unterteilt:
- Nicht steigeisenfest: Auf diesen Schuhen dürfen aufgrund der zu weichen Sohle keinesfalls Steigeisen montiert werden.
- Bedingt steigeisenfest: Hier können leichte Steigeisen oder Steigeisen mit einer Riemenbindung montiert werden.
- Voll steigeisenfest: Diese Schuhe sind ideal für Steigeisen konzipiert und verfügen oft über spezielle Haltepunkte/Einkerbungen, wo die Eisen, ähnlich wie bei Ski-Schuhen, mithilfe einer Kipphebelbindung eingespannt werden können.
Wer braucht Steigeisen? Wenn auf deiner Tour nur kurze Distanzen über Gletscher und Schneefelder führen, dann sind bedingt steigeisenfeste Schuhe (Kategorie B/C) mit leichten Eisen eine gute Lösung. Ist die Sohle etwas biegsam, solltest du laut Profis geteilte Steigeisen verwenden, die auch den Vorteil haben, dass sie einfach anzulegen sind. Mit dieser Kombination – leichte Eisen, mittelschwerer Schuh - profitierst du den restlichen Teil der Tour über Asphalt, Kies, Waldboden etc. von den Vorzügen dieses leichteren, flexibleren und bequemeren Schuhtyps. Wenn du allerdings weite Gletscher queren musst und Passagen zum Eisklettern Teil deiner Tour sind, dann führt kein Weg an steigeisenfesten Schuhen und schweren Eisen vorbei. Moderne Bergschuhe sind zwar durch technologische Weiterentwicklungen nicht mehr so schwer und unbequem wie noch vor 30-40 Jahren, aber dennoch solltest du nur in Extrembedingungen diesen Schuhtyp (Meindl-Skala D) wählen, um dir das Leben nicht unnötig zu erschweren.
Sonstige Kaufkriterien
Neben der groben Einteilung in verschiedene Kategorien können noch weitere Faktoren mitentscheidend für deine Schuhwahl sein.
- Recycling: Viele Hersteller schenken dem Ökogedanken mittlerweile große Aufmerksamkeit und verwenden wo möglich recycelte Materialien.
- Gewicht: Wie schwer ist der Schuh? Von 250 Gramm bis 2 kg ist alles möglich, wobei die meisten Modelle zwischen 800 Gramm und 1,8 kg wiegen.
- Farben: Während ein Großteil der Modelle am Markt schwarz, braun und grün sind, gibt es auch eine buntere Auswahl in orange, rot oder gelb.
- Schnürsystem: Neben herkömmlichen Schuhbändern gibt’s Modelle mit zusätzlichem Klettverschluss am oberen Schaft, was für einen guten Sitz sorgt und den Fuß stabilisiert. Aber es geht auch ganz ohne Schleife binden, mit einem Schnellverschlusssystem, wovon es verschiedene Varianten am Markt gibt. Bekannte Beispiele sind das BOA-Fit-System, ein Drehverschluss, und das Salomon Quicklace-System, wo eine Klemmschnalle festgezogen wird und so den Schuh festzurrt.
Tipp: Entspannter Spann
Ein falsch oder schlecht geschnürter Schuh kann nicht nur zu Druckstellen und Blasen führen, sondern auch die eigene Sicherheit gefährden. Wichtig ist immer, dass die Ferse gut und fest im Schuh sitzt, damit sie beim Gehen nicht aufscheuert und du trittsicher bist. Gleichzeitig sollte die Schnürung am Spann nicht so straff sein, dass Druckstellen entstehen. Dazu gibt’s einen einfachen Trick: Du kannst das Schuhband beim Einfädeln durch zwei Ösen der gleichen Seite führen und dann erst wieder kreuzen. Damit hast du an der Stelle weniger Druck am Spann. Ausnahme: Bei Bergschuhen der Kategorie C/D, also im Hochgebirge, muss der Schuh stramm sitzen!
Zusammenfassung: In wenigen Schritten zum richtigen Schuh
Im Wesentlichen musst du dir 3 Fragen stellen, um den geeigneten Schuh zu finden:
Wo bist du unterwegs (und wo bist du sicher nicht unterwegs)?
Welcher Tourentyp bist du?
Was sind deine persönlichen Erwartungen an den Schuh?
Wo du unterwegs bist, ist entscheidend, um den Schuhtyp festzulegen, der für dich am besten geeignet ist. Mit der klassischen Meindl-Skala hast du eine gute Übersicht, um deine Ambitionen selbst einzuordnen. Für die meisten, die zum Beispiel am Wochenende oder im Urlaub Tageswanderungen machen, sind Schuhe aus den Kategorien A und B, also leichte Wanderschuhe oder Trekkingschuhe mit niedrigem oder hohem Schaft, ausreichend. Damit bist du gut gerüstet für alle präparierten Wanderwege bis ins alpine Gebiet, ausgenommen im Gletscher/auf Eis. Gleichzeitig hast du die Vorteile eines bequemen Schuhs, der auch auf Asphalt und generell im Alltag gut funktioniert. Wenn du mehr der Abenteuer-Typ bist und auch mal abseits befestigter Wege oder mehrere Tage unterwegs, dann sind Schuhe aus der Kategorie B/C, also hohe Trekkingschuhe eine gute Wahl. Sie eignen sich auch bereits für Klettersteige und sind bedingt steigeisenfest.
Richtig zur Sache geht’s in Kategorie C und D mit Hochgebirgsschuhen, die dank ihrer Steifheit bei extremen Bedingungen im Hochgebirge ideal sind. Hier, zwischen Felsen, Geröll und Gletscher, kann das falsche Schuhwerk schnell zu heiklen Situationen führen. C und D sind auch die einzig optimalen Kategorien für Steigeisen, die unverzichtbaren Begleiter im Eis. Auf allen anderen Wegen, wie Wald, Asphalt oder Kies und über längere Märsche im Flachen sind sie aufgrund ihrer Steifigkeit weniger empfehlenswert. Grundsätzlich raten Profis bei hochalpinen Touren im Zweifelsfall den nächsthärteren Schuh zu nehmen - aber überleg dir gut, ob es wirklich Kategorie C oder D sein muss.
Zu guter Letzt ist wie immer entscheidend, was deine persönlichen Vorlieben rund um einen Berg- bzw. Wanderschuh sind. Es gibt in allen Kategorien verschiedene Materialien, von Leder bis Synthetik, jeweils mit Vor- und Nachteilen. Während Leder etwas robuster, leicht zu reinigen, gut zu pflegen und langlebig ist, sind synthetische Materialien leichter, bequemer, modischer und vegan. Oft kommt aber ohnehin ein Materialmix zum Einsatz. Wenn du ganzjährig und bei jedem Wetter unterwegs bist, achte auf die Wasserdichtigkeit. Beim Schnüren hast du die Wahl zwischen klassischen Schuhbändern oder verschiedenen Schnürsystemen. Am wichtigsten ist, dass der Schuh - egal welcher Kategorie - gut zu deinem Fuß passt, die richtige Größe gewählt wurde und du dich insgesamt wohl fühlst damit. In diesem Sinne wünschen wir dir viele schöne Wanderungen und Bergtouren!
Häufige Fragen & Antworten
Wieso ist die Sohle eines Bergschuhs so hart?
Je härter und steifer die Sohle ist, umso besser ist der Schuh für extreme Bedingungen geeignet. Durch die Steifigkeit und Härte ist auch auf kleiner Auftrittsfläche ein stabiler Stand möglich, ohne dass sich die Sohle wie bei einem Straßen-Laufschuh verbiegt.
Wie pflegt man einen Bergschuh am besten?
Schuhe aus Leder pflegt man am besten mit einer Wachscreme, die auch für gute Wasserdichtigkeit sorgt. Für synthetische Materialien sind chemische Imprägniersprays Mittel der Wahl. Sie schützen die Oberfläche und erhöhen die Wasserdichtigkeit.
Welcher Schuh eignet sich für Wanderungen im Voralpengebiet?
Hier reicht ein leichter Wanderschuh der Kategorie A oder A/B (Meindl-Skala). Der etwas weichere Schuh bietet ausreichend Halt und Grip auf präparierten Wanderwegen und ist gleichzeitig komfortabel genug für asphaltiere Streckenteile.
Welcher Bergschuh ist für Gletscher und Eis geeignet?
Für Bergtouren, die über weite Gletscher führen, sollten zumindest bedingt steigeisenfeste Schuhe gewählt werden - Kategorie B/C (Meindl-Skala). Bei Eispassagen sind steigeisenfeste Modelle aus der Kategorie C oder D empfohlen.
Welcher Schuh wird bei schwerem Gepäck empfohlen?
Auf mehrtägigen Trekkingtouren mit schwerem Gepäck sind Trekkingstiefel empfehlenswert. Der hohe Schaft bietet dem Fuß guten Halt und Schutz. Die Sohle sollte nicht zu weich sein, um trotz des höheren Gewichts nicht zu sehr nachzugeben.
Wie merkt man, ob ein Schuh wasserdicht ist?
Einerseits gibt es bewährte Materialien/Membranen wie Gore-Tex (GTX) oder Sympatex. Andererseits stellen manche Hersteller eine Angabe zur Wassersäule bereit. Sie gibt Auskunft, ab welchem Druck ein Material durchnässt. Wasserdichte Schuhe sollten eine Wassersäule von mindestens 10.000 mm haben.
Gerald Leimlehner, Stand: 30.10.2023
Inhaltsverzeichnis
- Der Berg ruft!
- Was ist (k)ein Bergschuh?
- Der Wanderschuh
- Bergschuh und Wanderschuh im direkten Vergleich
- Der Trekkingschuh
- Der Trailrunningschuh
- So wählst du den passenden Bergschuh
- Einteilung nach der Meindl-Skala
- Die Sohle
- Das Obermaterial
- Steigeisentauglichkeit
- Sonstige Kaufkriterien
- Zusammenfassung: In wenigen Schritten zum richtigen Schuh
- Häufige Fragen & Antworten
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