Schülerin in Paris : Kein Lehrer hält es hier lange aus
In Deutschland gelten Banlieues, die Außenbezirke französischer Großstädte, als gefährlich. In Frankreich weiß man: Banlieue ist nicht gleich Banlieue. Der Périphérique, die ringförmige zehnspurige Autobahn rund um Paris, ist im Norden und Westen wie eine Grenze. Hinter dieser Grenze befinden sich die Cités, die Hochhaussiedlungen von Paris. Hier trennt die breite Autobahn Welten voneinander. Die Cité ist das, was wir als Banlieue bezeichnen. Es gibt dort wenig Berührungspunkte zu Paris, die Stadt endet einfach hier an den „Portes“, wie die Autobahnausfahrten und Métro- Stationen an den Übergängen über den Périphérique heißen. Lehrer, die ihr Examen schlechter bestanden haben und noch am Anfang ihrer Karriere stehen, werden in solche problematischen Gebiete versetzt, erzählt Agathe Plouzennec, die im äußeren Süden von Paris aufgewachsen ist. Es gibt an den Schulen zum Teil Dolmetscher, aber kein Lehrer hält es hier lange aus, nach der Zwangszeit gehen die meisten, da helfen auch die finanziellen Anreize für die Lehrer nichts. „Gerade heute Morgen habe ich im Radio gehört, dass sich eine Direktorin in Pantin, nordöstlich von Paris, umgebracht hat.“ Sie hat einen Abschiedsbrief hinterlassen, in dem sie erklärt, wie „schrecklich müde“ sie ist und wie „erschöpft“ die Schüler sind.