Zehnter Jahrestag der Kaprun-Katastrophe :
„Ich hoffe, dass es irgendwann Gerechtigkeit gibt“

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Jeder Tag danach „ein Tag der Verzweiflung und Enttäuschung”
An diesem Donnerstag vor zehn Jahren starben 155 Menschen bei einem Seilbahn-Brand in Kaprun. Bei der Gedenkfeier erhoben Angehörige abermals Vorwürfe gegen die österreichische Justiz. Sie habe das Unglück nie wirklich aufgeklärt.
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Zehn Jahre nach der Seilbahnkatastrophe im österreichischen Kaprun ist am Donnerstag der 155 Opfer des Brandes gedacht worden. An der Gedenkstätte in der Nähe der Talstation entzündeten Trauernde, darunter Angehörige von Opfern sowie Überlebende, Kerzen und legten Kränze und Blumen nieder. In ihren Ansprachen erhoben zwei Opferangehörige abermals Vorwürfe gegen die österreichische Justiz, die das Unglück nie wirklich aufgeklärt habe.

Am 11. November 2000 war die Seilbahn in einem Tunnel durch einen Heizlüfter in Brand geraten, nur zwölf Menschen entkamen dem Feuerinferno. Unter den 155 Toten waren 92 Österreicher und 37 Deutsche. Bis heute gibt es Vorwürfe gegen die Betreiber der Bahn. Die österreichische Justiz sprach aber in mehreren Prozessen alle Angeklagten frei.

Unter den etwa 200 Teilnehmern der Gedenkfeier waren auch einige der zwölf Überlebenden, Helfer von damals, Vertreter der Gletscherbahnen sowie Politiker. Die Deutsche Maria Reiser, deren damals 13 Jahre alter Sohn in dem Inferno ums Leben kam, sagte der österreichischen Nachrichtenagentur APA: „Ich hoffe, dass es irgendwann Gerechtigkeit gibt. Wenn jemand Fehler gemacht hat, muss er dafür auch gerade stehen.“ Für sie sei der Jahrestag schon „Teil meines Lebens“ geworden. Sie besuche an jedem 11. November die Gedenkstätte, sagte die Bayerin.

Rund 200 Menschen, unter ihnen auch Überlebende und Helfer von damals, nahmen an der Gedenkfeier teil
Rund 200 Menschen, unter ihnen auch Überlebende und Helfer von damals, nahmen an der Gedenkfeier teilAFP

Uschi Geiger, die einen Sohn in den Flammen verloren hatte, kritisierte das Strafverfahren, in dem alle 16 Beschuldigten freigesprochen worden waren. Alle hätten auf ein Zeichen der Justiz gehofft, sagte Geiger laut APA. Es sei ein schweres Los, dass keine Schuldigen gefunden worden seien. „Viele von uns stehen hier alleine gelassen mit unseren Sorgen und Nöten.“ Die Wunden „bleiben ein Leben lang, die Seele braucht einen dicken Verband“, fügte Geiger hinzu.

„Tag der Verzweiflung und Enttäuschung“

Werner Kirnbauer, der ebenfalls einen Sohn verlor, sagte, jeder der 3652 Tage seit dem Unglück sei „ein Tag der Verzweiflung und Enttäuschung“ gewesen. Die Justiz habe nicht einmal versucht, die Ursache des Infernos zu finden, das wegen „menschenverachtender Profitgier und Schlamperei“ geschehen sei, fügte Kirnbauer laut APA hinzu.

Bundeskanzler Werner Faymann betonte, kein Gericht könne das Unglück ungeschehen machen. Es müssten aber die Lehren aus der Katastrophe gezogen werden. „Wir haben die Verantwortung, die Sicherheitsmaßnahmen auszubauen. Der Sparstift darf niemals dort angesetzt werden.“ Auch Vertreter der Gletscherbahnen Kaprun nahmen an der Gedenkfeier teil. Betriebsleiter Günther Brennsteiner sagte APA: „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst, ich möchte aufrichtig um Verzeihung bitten.“ Im Anschluss an die Veranstaltung wurde ein kurzer ökumenischer Gottesdienst gefeiert.

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