Systemkritik in der Dorfkirche : Nur rechts vom Herrn gehts in den Himmel

Im Deckenfresko des Kirchleins St. Jakobus in Röthenbach nahm der Maler noch während des Zweiten Weltkriegs Kritik an Politik und Großindustrie.
Selten verirrt sich ein Wanderer nach Röthenbach, in das Siebenhundert-Seelen Dorf im Allgäu. Und in dem 1785 errichteten Kirchlein St. Jakobus wird es nicht nur zur Mittagszeit still sein, sondern fast immer. Der Blick wandert durch den Raum. Wohin man schaut, herrscht an den Wänden ländlicher Barock. Auch das Deckenfresko in der Kuppel sieht zunächst gewöhnlich aus. In der Mitte ragt der gekreuzigte Christus auf, umgeben von Engeln und Putten, darüber schweben Gottvater und der Heilige Geist. Zu seiner Rechten steht – wie in der Bibel beschrieben – die Gruppe der Gerechten, der Frommen und Erretteten. Es sind die üblichen Verdächtigen: Bischöfe und Mönche, Pilger und Nonnen. Bekannt ist uns der heilige Georg mit Lanze und Drachen, auch Franz von Assisi ist dabei, daneben die Apostel Petrus und Paulus. Eine eher lokale Berühmtheit ist die „Gute Beth von Reute“, eine der letzten Mystikerinnen des Mittelalters, sie kniet vor einer Allgäuer Bauernfamilie mit Kleinkind.