Fußballfrauen vor Achtelfinale : Der geheimnisvolle Poker um Dzsenifer Marozsan

Im ersten WM-Spiel verletzt sie sich nach einem brutalen Foul. Kurz vor dem Achtelfinale gegen Nigeria steht Dzsenifer Marozsan plötzlich in Fußballschuhen auf dem Rasen – und die Bundestrainerin äußert sich kryptisch.
Am Freitagabend betrat Dzsenifer Marozsan tatsächlich erstmals wieder in Fußballschuhen den Trainingslatz. Wie üblich durften Medien am Tag vor einem Spiel wie dem Achtelfinale der Fußball-WM der Frauen gegen Nigeria an diesem Samstag (17.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Frauenfußball-WM, im ZDF und bei DAZN) nur die erste Viertelstunde zuschauen, nachdem die Spielerinnen nach einem gut einstündigen Gewitterregen etwas verspätet das Training aufnahmen.
In dieser nicht ganz aussagekräftigen Zeit des lockeren Aufwärmens waren keine Rückschlüsse möglich auf Marozsans tatsächlichen Fitnesszustand. Sie konnte aber immerhin kleine schnelle Bewegungen durchführen und den Ball jonglieren. Und Marozsan hatte dabei tatsächlich Fußballschuhe an, nachdem sie in den vergangenen zwei Wochen seit dem brutalen Foul der Chinesin Wang Shanshan zur Schonung des gebrochenen mittleren Zehs des linken Fußes nur mit Badelatschen oder weiten Joggingschuhen zu sehen war und dies schien ihr keine Schmerzen zu bereiten.
Dem Vernehmen nach wird ihr Zeh durch eine Spezialanfertigung geschützt und gestützt. Dennoch käme ein Einsatz einer Wunderheilung gleich. In DFB-Kreisen wurde nie mit einem Einsatz vor dem Viertelfinale in der kommenden Woche gerechnet. Ist Marozsans Auftritt auf dem Trainingsplatz nun Teil eines Geheimplans oder nur eine Nebelkerze, die den Gegner aus Nigeria mit dem schwedischen Trainer Thomas Dennerby verwirren soll?
Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg äußerte sich jedenfalls möglichst kryptisch bei der Pressekonferenz. „Für die Startaufstellung wird es sicher nichts. Alles Weitere schauen wir uns am Abend an“, sagte sie. Gut möglich also, dass Marozsan im größten Notfall bei einem Rückstand kurz vor Spielende als letzte Hoffnung ins Spiel gebracht wird und dabei das Risiko eingeht, dass sich der Zustand ihres Zehs abermals verschlimmern könnte.
Am liebsten wäre der Bundestrainerin deshalb, wenn Marozsans Teamkameradinnen auch ohne die Hilfe ihrer besten Mitspielerin gegen Nigeria auskommen. „Nigeria hat sich fußballerisch sehr entwickelt, auch weil viele Spielerinnen im Ausland spielen. Wir sind aber gut vorbereitet auf den Gegner und haben taktische Lösungen. Es wird auf die Passqualität ankommen. Nigerias große Stärke ist das Umschaltspiel. Diese Gelegenheiten dürfen wir ihnen nicht geben“, sagte Martina Voss-Tecklenburg am Freitag.
