Kritik an ZDF wegen Schwimm-WM :
Das „Zweite“ krault woanders

Christoph Becker
Ein Kommentar von
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Den Fernsehzuschauern bleiben die Erfolge der deutschen Schwimmer in Budapest weitgehend vorenthalten. (Symbolbild)

Einer wie Florian Wellbrock wäre anderswo längst eine viel größere Nummer. Die „Finals“ wurden gezeigt, die WM nicht – das sagt viel über den Stellenwert des Schwimmsports im größten Fernsehmarkt Europas.

Überraschung: An diesem Dienstag startet Florian Wellbrock nicht in einem Wettkampf der Weltmeisterschaften der Schwimmer. Seit Samstagabend, 18.17 Uhr, war Wellbrock im Dauereinsatz. Es begann mit dem Rennen über 1500 Meter im Becken der Duna-Arena. Wellbrock verlor den Weltmeisterstatus auf dieser Strecke und gewann die Bronzemedaille.

Am Sonntag folgte mittags das Rennen der Freiwasser-Staffel, es ging für je zwei Schwimmerinnen und Schwimmer anderthalb Kilometer durch das Wasser des Lupa-Sees. Wellbrock schwamm das deutsche Quartett als Schlussschwimmer zum WM-Titel.

Und am Montagmorgen um neun, keine 39 Stunden nach dem 1500-Meter-Rennen vom Samstagabend, begann Wellbrock wieder durch das Wasser des ehemaligen Baggersees am Budapester Stadtrand zu kraulen: Das Fünf-Kilometer-Rennen stand an.

Die Frage nach der Aufmerksamkeit

Gut fünfzig Minuten später stieg er als Weltmeister aus dem Wasser. Hatte das Mammutprogramm am Samstag mit einer Niederlage gegen Gregorio Paltrinieri begonnen, hängte der Magdeburger dieses Mal den Italiener ab. Dritter wurde Mychajlo Romantschuk, im Magdeburger Kriegsexil Trainingskollege von Wellbrock und nun offenkundig ebenfalls Weltklasse-Freiwasserschwimmer. „Da sind wir wieder“, schrieb Paltrinieri unter die Bilder, mit denen er Wellbrock und Romantschuk zu deren „unglaublichem Job“ gratulierte.

Da sind sie, und da bleiben sie, auch im übertragenen Sinne. Am Mittwoch steht das Rennen über die olympischen zehn Kilometer an. In Tokio war Wellbrock allen auf und davon geschwommen. Und die FINA, der internationale Schwimmverband, vergibt die Titel, um die sich Wellbrock, Paltrinieri und Romantschuk streiten, bis zu den Olympischen Spielen 2024 noch zwei weitere Male.

Es wird interessant zu beobachten, welche Rolle sich der beste deutsche Schwimmer in den kommenden Jahren erkrault und wie viel öffentliche Aufmerksamkeit das bringt – ihm und seinem Sport.

Vielsagende Momentaufnahme

Denn viel zu sehen war von Wellbrocks Erfolgen im Dauereinsatz nicht. Das ZDF, der Rechteinhaber, war damit beschäftigt, mit viel Aufwand und Vermarktung auf allen Plattformen bis in die Kindernachrichten die als Eigenmarke „Finals“ zusammengefassten deutschen Meisterschaften zu übertragen und hatte auf Übertragungen von der sportlich relevanteren WM verzichtet.

ZDF-Sportchef Thomas Fuhrmann hatte gegenüber der Deutschen Presse-Agentur auf deren kurzfristige Ansetzung verwiesen. Künftig werde man wieder übertragen. Aber die Momentaufnahme – die besten Schwimmer der Welt sind hierzulande nur in Nachrichtensendungen zu sehen und über einen englischsprachigen Streamingdienst – bringt auch den Stellenwert des Schwimmsports im größten Fernsehmarkt Europas zum Ausdruck.

Allein: dass einer wie Wellbrock anderswo längst eine viel größere Nummer wäre, ist eine so richtige wie banale Feststellung. Sie sagt nichts über seine bemerkenswerten sportlichen Leistungen aus. Besser geht es kaum. Und mehr sowieso nicht.

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