Weltcup-Sieg in Tirol : Biathletin Preuß läuft allen davon
Knapp sechs Jahre nach ihrem ersten Sieg im Biathlon-Weltcup hat Franziska Preuß das Sprintrennen in Hochfilzen gewonnen. Trotz eines Schießfehlers erreichte die Bayerin in Tirol den zweiten Weltcup-Erfolg ihrer Karriere und siegte vor der Französin Sophie Chauveau und der Norwegerin Caroline Offigstad Knotten, die jeweils fehlerfrei schossen.
Preuß war selbst überrascht, dass sie das Rennen auf dem obersten Podestplatz beendete – obwohl der erste Schuss im Stehendschießen danebenging: „Da habe ich schon gedacht, das ist wieder dieses eine My, das nicht reicht.“
Den Unterschied machte letztlich ihre Leistung auf der Langlaufstrecke – trotz einer Strafrunde war sie mehr als sieben Sekunden schneller als die Konkurrenz auf dem Podium. „Ich hatte heute super Material“, sagte sie, „es macht einfach Spaß, wenn man merkt, man macht Sekunden gut.“ Mit diesem Sieg und den Vorleistungen vom Saisonauftakt in Finnland führt sie nun den Gesamtweltcup an.
Franziska Preuß, die 2013 ihr Debüt im Weltcup gab und stets als großes Talent galt, kämpfte in den vergangenen Jahren immer wieder mit gesundheitlichen Problemen. Nach einer Operation der Stirnhöhle habe sie in der Saisonvorbereitung jedoch „normal trainieren“ können. „Heute habe ich mich für die harte Arbeit den ganzen Sommer belohnt.“
Im Verfolgungsrennen an diesem Samstag (12.15 Uhr/ZDF und Eurosport) wird sie die Gejagte sein – eine für sie ungewohnte Rolle. „Wichtig ist, dass sie bei sich bleibt und nicht auf die anderen schaut“, sagte Bundestrainer Kristian Mehringer, der sich nach den vielen Rückschlägen mit seiner Athletin freute und Hoffnung auf weitere Erfolge machte: „Sie ist noch nicht in Topform, das muss sie auch noch nicht sein, erst zur WM im Februar. Aber dieser Sieg heute gibt ihr viel Selbstvertrauen, das ist enorm wichtig.“
Solches sammelte in Hochfilzen auch Selina Grotian. Die Zwanzigjährige aus Mittenwald wurde mit einem Schießfehler Fünfte und erarbeitete sich ebenso eine gute Ausgangslage für das Verfolgungsrennen.
Nawrath sprintet auf Rang acht
Biathlet Philipp Nawrath hat beim Weltcup im österreichischen Hochfilzen erneut eine Topleistung abgerufen, seinen nächsten Podestplatz aber verpasst. Der 31-Jährige traf im Sprint alle zehn Scheiben und kam als Achter ins Ziel. Nach zehn Kilometern hatte Nawrath, Sprint-Dritter beim Saisonstart in Kontiolahti, 22 Sekunden Rückstand auf den siegreichen Norweger Johannes Thingnes Bö.
Der Rekord-Weltmeister errang trotz einer Strafrunde seinen 77. Weltcup-Erfolg und verwies mit 4,2 Sekunden seinen fehlerfreien Teamkollegen Sturla Holm Laegreid auf Rang zwei. Dritter wurde der Franzose Fabien Claude (0 Fehler/+ 6,8 Sekunden). Nawrath geht damit in aussichtsreicher Position in die Verfolgung am Samstag (14.45 Uhr/ZDF und Eurosport).
„Mit einer perfekten Schießleistung rechnet man sich schon die Top sechs aus. Es war heute hart auf der Runde. Ich war nicht mehr ganz so frisch in den Beinen. Dennoch bin ich voll zufrieden“, sagte Nawrath im ZDF.
Für die anderen Deutschen lief es nicht so gut: Einzig Justus Strelow (1/+ 59,6 Sekunden) schaffte es als 17. noch in die Top 20. Philipp Horn (2/+ 1:33,03 Minuten) wurde 32., Weltcup-Debütant Simon Kaiser (3/+ 1:43,7 Minuten) kam als 38. ins Ziel. Johannes Kühn (4/+2:24,2 Minuten) belegte Rang 59 und schaffte geradeso den Sprung ins Verfolgungsrennen. Das findet ohne Danilo Riethmüller (5/+ 2:40,7 Minuten), in der Vorwoche in Finnland noch Vierter im Massenstart, statt. Er kam nicht über den enttäuschenden Platz 73 hinaus. (dpa)