Unsere Kulturen: Roggen und Waldstaudenroggen
Die heutigen Protagonisten sind zwei Roggenarten, die zur Gattung Secale gehören.
Der Roggen
Der Roggen gehört wie alle Getreide zu den Süssgräsern, ist im Unterschied zum Weizen und den meisten anderen Getreidearten jedoch ein Fremdbestäuber. Das heisst er hat keine Zwitterblüten die sich selbst bestäuben können, was bei fast jedem Wetter möglich ist, sondern er braucht während der Blütezeit schönes Wetter, was den Pollenflug von Halm zu Halm ermöglicht. Als Fremdbestäuber konnte sich der Roggen in seiner Ursprungsregion nicht zu einer Kulturform entwickeln, da sich regelmässig Wildroggen, der neben den Äckern wuchs, laufend einkreuzte. Erst ausserhalb des Herkunftsgebiets entwickelte sich der Roggen zur heutigen Kulturpflanze.
Getreideanbau in den Bergtälern
Roggen ist eine genügsame Getreideart, die nicht viele Nährstoffe braucht und Kälte sowie Trockenheit erträgt. Dies machte ihn zum Getreide der Wahl in höheren Lagen wie den Alpentälern, wo er neben der Gerste die wichtigste Getreideart war. Roggen gedeiht bis in einer Höhe von 200 m. Teilweise wurde er mit Weizen gemischt angebaut als Absicherung bei schwierigen Wetterverhältnissen. War es ein gutes Jahr, dominierte der Weizen, in einem schlechten Jahr gedieh immerhin noch der Toggen. Heute wird kaum noch Getreide in in den Berggebieten angebaut, wir kennen den Anblick von Getreidefeldern vorwiegend aus dem Flachland.
Die Roggenpflanzen haben lange Halme, dadurch bleib viel Stroh übrig, das vielseitig verwendet wurde: als Einstreu, um das Dach zu decken und sogar zum Flechten von (Bienen-) Körben. Der Roggen ist freidreschend, will heissen seine Körner sind nur teilweise mit dem Spelz verwachsen und werden beim Dreschen davon getrennt, was keinen zusätzlichen Arbeitsschritt wie bei Dinkel, Einkorn und Emmer bedingt.
Roggen in Liechtenstein
Gemäss dem historischen Lexikon Liechtensteins haben die Römer den Roggen in Liechtenstein eingeführt und er machte ab dem Spätmittelalter einen wichtigen Anteil der Ernährung aus. Seit den 50er Jahren ist er wieder aus dem Speiseplan (und dem Anbau) verschwunden. Die Bionetz-Betriebe haben den Roggen erneut in Liechtenstein eingeführt und dabei verschiedene Sorten getestet. Es zeigte sich, dass er sich im Anbau gut für die lokalen Bedingungen eignet. Die Anbauergebnisse finden sich hier.
Waldstaudenroggen
Neben dem "normalen" Roggen haben die Bionetz-Betriebe eine weitere Roggenart angebaut, den Waldstaudenroggen (Secale multicaule). Dieser ist noch anspruchsloser und widerstandsfähiger als der normale Roggen. Speziell am Waldstaudenroggen ist seine Zweijährigkeit (bzw. kann er auch über mehr als zwei Jahre bestehen).
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Mehr Informationen und Rezeptvorschlag hier:
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