Betrügerischer Bestatter : „Ich war vollkommen blind“
Das also ist der Mann, dem sich die Frauen verbunden fühlten, bevor er sie um ihr Geld brachte. Von dem sie sich gesehen fühlten. Gehalten. Gemeint.
Es ist Dienstagmorgen, Enrico B. betritt den Verhandlungssaal im Amtsgericht Rostock. Er trägt dunkle Jeans, sehr weiße Turnschuhe und einen Pullover in der Farbe von Erdnussbutter, der den rötlichen Schimmer seines Dreitagebarts zur Geltung bringt. Ein sportlich-kompakter Typ mit Geheimratsecken und zurückgegeltem Haar. Das Gesicht des 49-Jährigen erinnert ein bisschen an Mark Waschke oder Bradley Cooper, allerdings – zumindest an diesem Tag – ohne vergleichbaren Charme. Die Zeit nagt an ihm, und weil B. als Bestatter arbeitete, möchte man sagen: wie an einem verwitterten Grabstein. Seiner Attraktivität hat das nicht geschadet. Wenn B. die Stirn in Falten zieht, sieht er ernsthaft aus. Wenn er sich mit dem Finger um den Mund fährt, was er ständig tut, wirkt das nachdenklich. Im Licht der Saallampen glänzt an seiner rechten Hand – ein Ehering.