Ein Jahr nach dem Verschwinden :
Leiche der im Elsass vermissten Lina gefunden

Von Michaela Wiegel, Paris
Lesezeit: 2 Min.
In Erinnerung an die getötete Lina hängen Fotos und Teddybären in einem Dorf im Osten Frankreichs.
Die Leiche des 15 Jahre alten Mädchens ist 500 Kilometer entfernt geborgen worden. Der mutmaßliche Täter hätte früher gestellt werden können. Aber der Datenaustausch zwischen Deutschland und Frankreich verlief nur schleppend.
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Ein gutes Jahr nach ihrem Verschwinden in der deutsch-französischen Grenzregion ist die Leiche der 15 Jahre alten Lina etwa 500 Kilometer entfernt im Landesinneren bei Nevers geborgen worden. Die sterblichen Überreste des Mädchens wurden von Ermittlern in einem Wasserlauf unterhalb einer Böschung gefunden und in einem Eilverfahren identifiziert. Die Familie Linas teilte in einem Kommuniqué am Donnerstag mit, „unser Schmerz ist unermesslich“.

Die Mutter hatte bis zuletzt gehofft, dass ihre Tochter lebend gefunden würde. Der Fall hat Frankreich wochenlang in Atem gehalten. Das Mädchen verschwand am 23. September 2023 auf dem Weg zum Bahnhof von Saint-Blaise-la-Roche. Sie hatte sich mit ihrem Freund in Straßburg verabredet, kam dort aber nie an. Eine Spur nach Deutschland brachte schließlich den Durchbruch bei den Ermittlungen.

Ein in Freiburg gestohlenes Fahrzeug mit deutschem Kennzeichen, ein Ford Puma, war für die Aufklärung entscheidend. Wäre der Datenaustausch zwischen Deutschland und Frankreich effizienter, hätte der mutmaßliche Täter Samuel Gonin bereits im Januar verhört werden können.

„Er hatte alles getan, um nicht auffindbar zu sein“

Im Januar 2024 war das Fahrzeug in Narbonne nach einer Verkehrskontrolle beschlagnahmt worden, weil Gonin sich den Aufforderungen der Polizei widersetzte. Doch das Auto war in Frankreich damals noch nicht als gestohlen gemeldet. Erst am 26. Juni wurde das Fahrzeug von der Kripo untersucht. Die Ermittler fanden darin nicht nur DNA-Spuren von Lina, sondern auch ihre Handtasche und Stricke, mit denen sie mutmaßlich gefesselt worden war.

Über Aufnahmen von Überwachungskameras konnte die Kripo feststellen, dass sich der Wagen zum Zeitpunkt von Linas Verschwinden in ihrer Nähe aufgehalten hatte. Der Tatverdächtige hatte sein Mobiltelefon ausgeschaltet und auch die Geodaten des Wagens deaktiviert. „Er hatte alles getan, um nicht auffindbar zu sein“, sagte der für den Fall zuständige Staatsanwalt.

Der 43 Jahre alte Gonin nahm sich am 10. Juli in seinem Haus in Besançon das Leben. „Ich habe meine Ehre, meine Würde und meine Menschlichkeit verloren“, schrieb er in einem Abschiedsbrief. Der lange unauffällige Familienvater und Verkäufer von Nutzfahrzeugen lebte von der Mutter seiner Kinder getrennt, litt unter psychischen Problemen und konsumierte Alkohol und Kokain in hohen Dosen. Er hätte wegen anderer Strafverfahren am 22. Juli vor Gericht erscheinen müssen.

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