Verbindung zum Präsidenten? :
Meistgesuchter Drogenboss Europas in Sierra Leone entdeckt

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Sierra Leone habe eine Scharnierfunktion im Kokainhandel zwischen Südamerika und Europa.
Jos Leijdekkers gilt als Schlüsselfigur des internationalen Kokainhandels und wird seit Jahren gesucht. Jetzt haben Fahnder den Niederländer in Sierra Leone lokalisiert. Ob er in seine Heimat überstellt werden kann, ist ungewiss.
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Niederländische Ermittler sind sich „absolut sicher“, dass sie einen der meistgesuchten Kriminellen des Landes ausfindig gemacht haben: Jos Leijdekkers soll sich in Sierra Leone aufhalten. Der 33 Jahre alte Mann war Mitte 2023 in Abwesenheit zu 24 Jahren Haft verurteilt worden. Insgesamt soll der Rauschgiftboss mit dem Spitznamen „Bolle Jos“ Kokainlieferungen im Umfang von 7000 Kilogramm organisiert haben.

Außerdem wurde er wegen der Beauftragung eines Mordes verurteilt. Ein belgisches Gericht verurteilte ihn wegen Rauschgifthandels und Körperverletzung zu zehn Jahren Gefängnis. Leijdekkers steht sowohl auf der niederländischen als auch auf der europäischen Liste der meistgesuchten Personen. Für Hinweise zu seiner ­Ergreifung ist eine Belohnung von 200.000 Euro ausgesetzt. Ob er nun tatsächlich in seine Heimat überstellt werden kann, ist allerdings ungewiss.

Staatsanwaltschaft hatte „mehrere Hinweise zum Aufenthaltsort“ des Manns erhalten

Die zuständige Staatsanwaltschaft teilte mit, sie habe über die vergangenen Jahre „mehrere Hinweise zum Aufenthaltsort“ des Manns bekommen, die sich auf unterschiedliche Länder bezogen hätten. Nach einer gründlichen Untersuchung sei man seit einem halben Jahr sicher, dass er sich in Sierra Leone aufhalte.

Der ­öffentlich-rechtliche Fernsehsender NOS zeigte den jüngsten Beweis: das Video einer Neujahrsmesse, das die Frau des Staatspräsidenten Julius Maada Bio auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichte. Die Messe wurde in Bios Heimatdorf zelebriert. Leijdekkers sitzt in der dritten Reihe neben einer Frau, bei der es sich um eine Tochter des Präsidenten handeln soll. Nach unbestätigten Berichten sollen beide verheiratet sein. Ganz vorne ­sitzen der Präsident und dessen Frau.

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Das Informationsministerium des westafrikanischen Landes teilte mit, der Präsident kenne die fragliche Person nicht. Die Regierung werde aber vollständig mit Interpol und den niederländischen Behörden kooperieren. „Die höchste Priorität besteht darin, Leijdekkers zurück in die Niederlande zu holen, damit er seine Strafe ver­büßen kann“, teilte die niederländische Staatsanwaltschaft mit. Zu ­Details könne man sich nicht äußern. Allerdings gibt es kein Auslieferungsabkommen zwischen beiden Ländern. Außerdem könnte er die Staats­angehörigkeit Sierra Leones angenommen haben.

Leijdekkers soll Millionenbeträge mit dem Schmuggel von Kokain nach Rotterdam und Antwerpen verdient haben. Der von ihm beauftragte Mord bezieht sich auf einen Fall, der 2020 für Aufsehen sorgte. Ermittler fanden in dem Dorf Wouwse Plantage nahe der belgischen Grenze einen Schiffscontainer, der zu einer Folterkammer ausgebaut worden war. Sie kamen zu dem Schluss, dass eine Rauschgiftbande dort einen Konkurrenten zu Tode foltern wollte. Tatsächlich kam es nicht dazu, weil der beauftragte Täter vorher festgenommen wurde. Leijdekkers wurde für schuldig befunden, den Mord für 200.000 Euro beauftragt zu haben.

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