Per Giftspritze :
Verurteilter Mörder in USA hingerichtet – trotz erheblicher Zweifel an Schuld

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Ein Demonstrant protestiert gegen die Hinrichtung des verurteilten Mörders in St. Louis.
In Missouri ist der 55 Jahre alte Marcellus Williams per Giftspritze exekutiert worden. Selbst die Staatsanwaltschaft und die Familie des Opfers wollten die Hinrichtung verhindern.
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Trotz des Versuchs der Staatsanwaltschaft, die Hinrichtung des wegen Mordes verurteilten Marcellus Williams zu stoppen, hat der amerikanische Bundesstaat Missouri das Todesurteil vollstreckt. Wie die Justizbehörden mitteilten, starb Williams am Dienstag gegen 18 Uhr (Ortszeit) im Gefängnis in Bonne Terre durch die Giftspritze. „Heute hat Missouri einen unschuldigen Mann hingerichtet“, schrieb die Organisation Midwest Innocence Project, die den Afroamerikaner in seinen letzten Lebensjahren vertreten hatte.

Williams war vor fast 24 Jahren zum Tode verurteilt worden. Die Jury sah damals als erwiesen an, dass er die Journalistin und Sozialarbeiterin Felicia Pincus im Jahr 1998 bei einem Raubüberfall in ihrem Haus in St. Louis erstochen hatte. Die Anklage gegen den Fünfundfünfzigjährigen stützte sich damals auf die Aussage von zwei Zeugen.

Wie die Juristen des Midwest Innocence Project später nachwiesen, hatten die Zeugen aber erst ausgesagt, als ihnen Geld und Strafverkürzungen nach eigenen Verbrechen zugesagt wurden. Auch das genetische Material der Tatwaffe, das einige Jahre nach dem Todesurteil untersucht wurde, konnte Williams nicht zugeordnet werden.

Juristen sehen Recht auf ein ordentliches Verfahren verletzt

Das Midwest Innocence Project warf den Justizbehörden zudem vor, Williams‘ durch die Verfassung garantiertes Recht auf ein ordentliches Verfahren verletzt zu haben. Der frühere Gouverneur von Missouri, Eric Greitens, hatte zwar einen Untersuchungsausschuss zu möglichen Unregelmäßigkeiten während des Strafverfahrens eingesetzt. Sein Nachfolger Mike Parson wartete das Ergebnis aber nicht ab, sondern löste den Ausschuss auf.

Nach Gouverneur Parson und dem Obersten Gerichtshof in Missouri hatte auch der Supreme Court in Washington am Dienstag eine Aufhebung des Hinrichtungstermins abgelehnt. Die Staatsanwaltschaft und Angehörige des Opfers forderten dagegen, Williams die Giftspritze zu ersparen.

Nach Angaben des Informationszentrums für Todesstrafe wurden in den USA in diesem Jahr bisher 15 Menschen hingerichtet – die Hinrichtung von Williams mitgezählt. Im vergangenen Jahr waren es demnach 24. Bislang haben 23 der 50 US-Bundesstaaten die Todesstrafe abgeschafft. In mehreren anderen Bundesstaaten wird sie de facto nicht mehr vollstreckt.

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