Erstaunlicher Fund :
Der Meteorit aus dem Kleiderschrank

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30,26 Kilogramm schwer: Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt präsentiert den größten in Deutschland gefundenen Meteoriten.
1989 hebt ein Mann in seinem Garten einen ungewöhnlichen schweren Felsbrocken aus. Mehr als 30 Jahre später stellt sich heraus: Es handelt sich um einen Meteoriten – und zwar um den größten, der je in Deutschland gefunden wurde.
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Als Hansjörg Bayer im Jahr 1989 mit seiner Spitzhacke einen Kabelgraben aushob, stieß er auf einen ungewöhnlich schweren Felsbrocken. Er war völlig anders beschaffen als all die anderen Steine in seinem Garten in Blaubeuren, und mit einem Magneten stellte Bayer fest, dass der Findling eisenhaltig war. Er ließ ihn in seinem Garten liegen, Wind und Wetter ausgesetzt, bis 2015, da packte er ihn auf einen Anhänger, um ihn mit anderem Abraum wegzuschaffen.

Letztlich konnte sich Bayer aber doch nicht von seinem Fund trennen. Er schleppte ihn in seinen Keller und legte ihn in einen Schrank, wieder für ein paar Jahre. Erst Anfang 2020, als er sich daranmachte, den Keller zu entrümpeln, wandte sich Bayer an das Institut für Planetenforschung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Und tatsächlich bestätigten Analysen in drei unterschiedlichen Laboren seine vorsichtige Vermutung: Der Brocken aus seinem Garten ist ein Meteorit – mit einem Gewicht von 30,26 Kilogramm mit Abstand der größte, der je in Deutschland gefunden wurde.

Das DLR bezeichnete ihn als „wissenschaftliche Sensation“. „Das ist etwas ganz Besonderes“, sagte der Meteoritenforscher Dieter Heinlein. Jedes Jahr bekomme er zahlreiche Einsendungen von Findern, bei denen es sich aber meist nur um Eisenerze handle. Unter rund 2000 Einsendungen in den vergangenen 15 Jahren seien nur drei echte Meteoriten dabei gewesen.

Bei dem Fund aus Hansjörg Bayers Garten handelt es sich laut den Wissenschaftlern um einen Chondrit, einen Steinmeteoriten mit eingeschlossenen kleinen Silikatkügelchen, den Chondren, die bei der Entstehung des Sonnensystems vor viereinhalb Milliarden Jahren entstanden. Nach seinem Absturz sei er mit schätzungsweise 250 Stundenkilometern aufgeprallt. Und zwar vor hundert bis einigen tausend Jahren. Wegen seines Fundorts in Baden-Württemberg erhält der Meteorit nun den Namen „Blaubeuren“.

Hansjörg Bayer und sein Pickel am Fundort des „Blaubeuren“.
Hansjörg Bayer und sein Pickel am Fundort des „Blaubeuren“.dpa

Erstmals der Öffentlichkeit präsentiert wurde er am Freitag im Planetarium in Laupheim im Kreis Biberach – wo er auch weiterhin ausgestellt werden soll. Den außergewöhnlichen Fund aus seinem Garten zu verkaufen, lehnte Hansjörg Bayer auf Nachfrage von Journalisten vehement ab. Das sei moralisch verwerflich, sagte er, der Meteorit müsse in ein Museum.

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