Madonna eröffnet Tournee : „Ich musste für meine Kinder überleben“
Selten ist es auf einer Konzertbühne familiärer zugegangen. Für den Auftakt ihrer Tour „The Celebration“ setzte Madonna am Samstag nicht nur ihre Tochter Mercy, 17 Jahre alt, an den Flügel und spielte mit deren Schwester Lourdes, 27 Jahre alt, ein Casting nach, sondern ließ auch den jüngsten Spross, die zehn Jahre alte Estere, vortanzen – nach modischer Familientradition in schwarzen Overknees, zu dem Klassiker „Vogue“. Ihre sechs Kinder, ließ die Sängerin das Publikum in der O 2-Arena in London wissen, hätten ihr auch geholfen, nach einer fast tödlichen bakteriellen Infektion im Juni wieder auf die Beine zu kommen. „Wenn ihr mein Geheimnis wissen wollt und wie ich das Ganze überstanden habe: Ich dachte, ich muss für meine Kinder da sein, ich muss für sie überleben“, erinnerte die Fünfundsechzigjährige an ihre Tage auf der Intensivstation in New York.
Die Infektion hatte auch Madonnas Tour verzögert, deren Auftakt schon für Juli geplant war. Wie Madonna sagte, galt ihr zweiter Gedanke nach dem Zusammenbruch den Fans. „Ich wollte niemanden enttäuschen, der ein Ticket gekauft hatte“, ließ die Sängerin die etwa 19.000 Besucher wissen.
Emotionaler Auftritt zu “Live To Tell“
Enttäuschung? Nicht am Samstag. Nach den unerwartet persönlichen Sätzen während einer Zwangspause nach technischen Problemen ließ Madonna nichts aus. Zu Titeln aus 40 Jahren wie „Ray Of Light“, „Holiday“ und „Don’t Cry For Me Argentina“ bot die Sängerin oberkörperfreie Tänzer, Brautschleier und Heiligenschein. Mit einem gelb-blauen Cape erinnerte sie an den russischen Überfall auf die Ukraine, mit ruhigen Worten forderte sie die Fans auf, sich für Frieden im Nahen Osten einzusetzen. „Es bricht mir das Herz, zu sehen, was gerade in Israel und Palästina geschieht. Jeder kann einen Beitrag leisten, die Welt zu verändern“, sagte Madonna.
Noch emotionaler gab sie sich bei ihrem Titel „Live To Tell“. Während sie in einem schwarzen Rahmen durch die O 2-Arena schwebte, zeigte sie Schwarz-Weiß-Bilder von Opfern der AIDS-Epidemie wie dem Künstler Keith Haring, dem Fotografen Herb Ritts und Freddie Mercury, dem Ende 1991 verstorbenen Sänger der britischen Band Queen.
Nach dem Auftakt in London stehen für „The Celebration“, Madonnas zwölfte Tour, bis zum Frühjahr 2024 weitere fast 80 Auftritte in Nordamerika und Europa auf dem Programm. Für November sind auch Konzerte in Köln und Berlin geplant. Dass die „Queen of Pop“ bis dahin die Kniebandage ablegt, die sie am Wochenende zu schwarzen Netzstrümpfen trug, scheint bei ihrem Auftrittsmarathon allerdings unwahrscheinlich.