Auch alten Freund Naidoo :
Michael Mittermeier kritisiert Verschwörungstheoretiker

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Da waren sie noch Freunde: Michael Mittermeier, Xavier Naidoo (r.) und Rea Garvey (l.) bei der Verleihung des Deutschen Filmpreises 2011
In seinem neuen Buch rechnet Comedian Michael Mittermeier mit Corona-Verschwörungstheoretikern ab. Darunter auch mit einem, den er früher stets verteidigt hat.
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Gut möglich, dass Xavier Naidoo im Privaten ein recht netter und umgänglicher Typ ist. Auffällig jedenfalls war es, wie eifrig und emotional ihm prominente Mitmenschen lange öffentlich zur Seite sprangen, während der Sänger stetig tiefer in verschwörungsphantastischem Sumpfgebiet versank. Mehr als 100 Kulturschaffende etwa bekundeten im November 2015 auf einer ganzseitigen Anzeige in der F.A.Z. ihre Solidarität mit Naidoo, der als deutscher Kandidat für den Eurovision Song Contest nach heftiger Kritik zurückgezogen worden war. Und noch in diesem März, als Naidoo aufgrund eines Videos, in dem er fremdenfeindliche Verse sang, aus der Jury von „Deutschland sucht den Superstar“ flog, bekannte sich Til Schweiger eilfertig zum „Team Naidoo“.

Ob Naidoo nun von der Bundesrepublik als „besetztem Land“ fabuliert, dessen Einwohner unter „Massenhypnose“ stünden, ob er die Erde als Scheibe entlarvt oder in dem Lied „Marionetten“ Politiker beschimpft als „Hochverräter“ und „Volks-in-die-Fresse-Treter“ – immer fanden sich Leute, die ihn als politisch zwar vielleicht verwirrten, doch eigentlich anständigen Kerl verteidigten.

Zum Team Naidoo zählte lange Zeit auch Michael Mittermeier. Der Comedian, der mit Naidoo in der Revue „Alive and Swingin’“ aufgetreten war, beklagte 2017 eine „Hexenjagd“ gegen seinen Kumpel; im Januar 2018 bezeichnete er Naidoo gegenüber der F.A.S. als „tollen Menschen“ und warf den Journalisten, die über ihn schrieben, schlechte Recherche vor.

Wohnhaft fürs Volk

Seither hat Xavier Naidoo wieder für einiges Aufsehen gesorgt. Zuletzt offenbarte er sich als Anhänger der abstrusen QAnon-Legende, der zufolge eine düstere Elite Kindern in unterirdischen Lagern das Blut abzapft, und vor ein paar Tagen hat er ein Corona-Lied namens „Wohnhaft in Deutschland“ veröffentlicht – „Haft“ in Versalien geschrieben, da die Regierung das Volk mutwillig einsperre.

Und auch mit Michael Mittermeier scheint etwas passiert zu sein. Sein soeben veröffentlichtes Buch „Ich glaube, ich hatte es schon“ ist eine launige Abhandlung über Homeschooling-Nöte, Hamster-Exzesse und Auftritte in Autokinos, wobei Mittermeier bei allem Jux keinen Zweifel daran lässt, dass das Virus ernst zu nehmen ist. Weshalb er ein Kapitel auch den Corona-Verschwörungsideologen mit ihrem „bemerkenswerten Wahn- und Dumpfsinn“ widmet. Namentlich nennt er Attila Hildmann, Ken Jebsen – und Xavier Naidoo. „Genauso wichtig wie die Corona-App“, schreibt Mittermeier, „wäre eine Deppen-App. Ich hätte gern so was wie WhatsDepp. Eine Dapp, die mir anzeigt, ob sich in meiner unmittelbaren Nähe gerade ein Volltrottel aufhält, der mich geistig infizieren könnte.“

Ob Mittermeier Naidoo demnächst noch in seiner Nähe duldet? Mit der F.A.Z. wollte er darüber nicht sprechen. So viel Solidarität darf es bei einem alten Freund dann doch noch sein.

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