Rekord-Bergsteiger : Niemand war so oft auf dem Gipfel des Mount Everest wie er
Einmal auf dem höchsten Punkt der Erde stehen, auf dem Gipfel des Mount Everest, in 8848 Meter Höhe: Das ist für viele Bergsteiger ein Traum, dem sie viel Zeit und Geld opfern, für den sie enorme Risiken eingehen und bereit sind, sich gewaltig zu quälen.
Der Nepalese Kami Rita Sherpa hat dieses Sehnsuchtsziel nun schon zum 29. Mal erreicht, so oft wie niemand sonst. Der Expeditionsveranstalter Seven Summit Treks, für den Kami Rita Sherpa als Bergführer tätig ist, teilte mit, dass der 54 Jahre alte Nepalese am Sonntagmorgen um 7.25 Uhr mit einer internationalen Gruppe von gut 20 Bergsteigern auf dem Gipfel gestanden habe – fast genau 30 Jahre, nachdem er das zum ersten Mal geschafft hatte.
Rekorde zu brechen war für ihn nie wichtig
Kami Rita Sherpa stammt aus dem Dorf Thame, nicht weit vom Mount Everest entfernt. Schon sein Vater hatte für Expeditionen an den höchsten Bergen der Welt gearbeitet, bis er wegen Erfrierungen an Fingern und Zehen seine Arbeit aufgeben musste. Daraufhin übernahm Kami Rita Sherpas älterer Bruder Lakpa Rita Sherpa die Aufgabe, für den Unterhalt der Familie zu sorgen. Er startete eine erfolgreiche Bergsteigerkarriere, stand unter anderem 17-mal auf dem Gipfel des Everest und war der erste Nepalese, der die „Seven Summits“ komplettierte, die höchsten Gipfel der Kontinente, inklusive Nord- und Südamerika und der Antarktis.
Über seinen älteren Bruder kam schließlich auch Kami Rita Sherpa 1992 zur Arbeit am Everest. Im Verlauf von drei Jahrzehnten stieg er dort in manchen Jahren sogar zweimal auf den Gipfel, wie ihm das 2009, 2010, 2013, 2019 und 2023 gelang. Auch an anderen Achttausendern war Kami Rita Sherpa erfolgreich, so am zweithöchsten Berg der Welt, dem K2 (8611 Meter), sowie am Lhotse (8516 Meter), dem Cho Oyu (8188 Meter) und dem Manaslu (8163 Meter).
Im Lauf seiner Karriere legte Kami Rita Sherpa immer wieder Wert darauf, dass es nie sein Ziel gewesen sei, eine persönliche Rekordjagd zu starten. „Viele Menschen glauben, es gehe nur darum, Rekorde zu brechen, aber das war für mich nie wichtig“, erklärte er im vergangenen Jahr in einem Beitrag auf Instagram.
Anfangs sei sein Impuls vielmehr die Notwendigkeit gewesen, seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Erst mit den Jahren am Berg sei das Klettern für ihn nicht nur zum Beruf geworden, sondern auch zur Leidenschaft. Er fühle sich glücklich, wenn er Jahr für Jahr seinen Kunden helfen könne, sich ihren Traum vom Everest-Gipfel zu erfüllen. Diese Begeisterung spüre er noch immer, schrieb er – auch wenn es zuweilen hart sei, diese Berge zu besteigen, vor allem in seinem Alter.
Ebenfalls am Sonntag wurde bekannt, dass auch der 50 Jahre alte Brite Kenton Cool wieder einmal am Mount Everest erfolgreich war. Cool stand zum 18. Mal auf dem höchsten Gipfel der Welt – so oft, wie das noch kein Bergsteiger schaffte, der nicht aus Nepal stammt.