Ein Nationalpark trocknet aus :
Kein Wasser – keine Zugvögel

Lesezeit: 2 Min.
Flamingos im vergangenen Januar in einer Lagune im Doñana-Nationalpark
Weil der Nationalpark von Doñana immer weiter austrocknet, kamen in diesem Winter so wenige Zugvögel wie noch nie an die andalusische Atlantikküste. Sie konkurrieren mit Bauern und Urlaubern um das Wasser.
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Es wird immer stiller im Nationalpark von Doñana. Eigentlich ist es dort im Winter besonders lebendig, wenn die Zugvögel an der andalusischen Atlantikküste einen Zwischenstopp einlegen oder überwintern. Doch immer öfter verzichten sie auf einen Aufenthalt in dem Feuchtgebiet, das Jahr für Jahr weiter austrocknet. So wenige Vögel wie im vergangenen Winter waren es noch nie. Und die Entwicklung scheint sich in diesen Wochen fortzusetzen.

Die Naturschutzorganisation SEO-Birdlife zählte auf Grundlage des Internationalen Zensus von überwinternden Wasservögeln 2024 insgesamt 122.196 Exemplare – 60 Prozent weniger als 2023 und 80 Prozent weniger als 2021. Der Trend ist in ganz Spanien zu beobachten, von wo aus viele Vögel die Straße von Gibraltar ins nahe Afrika überqueren. Zuletzt waren es insgesamt 20 Prozent weniger Vögel aus dem Norden als vor 15 Jahren.

In Doñana liegt das vor allem daran, dass das Wasser immer knapper wird, um das der Park mit Bauern und Urlaubern in der Nachbarschaft konkurriert. Zudem machen sich im ­Süden Spaniens die Folgen der Erderwärmung stark bemerkbar. Nicht nur die Vögel lieben die Lagunen und brauchen sie zum Überleben. Doch die größte Süßwasserlagune, Santa Olalla, war im dritten Jahr in Folge ausgetrocknet. Mit den jüngsten Regenfällen kehrte ein wenig Wasser zurück. Aber das ist noch nicht die Wende.

Überall sinkt der Wasserspiegel

Die große Trockenheit dauert schon seit zehn Jahren an, überall sinkt der Wasserspiegel. Wissenschaftler der Universität Sevilla haben verschiedene Modelle durchgerechnet. Schreitet die Erderwärmung ungebremst voran, könnte das UNESCO-Weltnaturerbe im schlimmsten Fall 2066 verschwunden sein. Im besten Fall könnte sich sein Sterben noch zwei Jahrhunderte hinziehen. Nachdem die EU seit Jahren mit hohen Geldstrafen gedroht hatte, beendeten die linke Zentralregierung in Madrid und die konservative Regionalregierung in Sevilla endlich ihren langen Streit und arbeiten gemeinsam daran, Doñana zu retten.

Doch schnelle Lösungen gibt es nicht. Erdbeerbauern und Urlauber haben dem Grundwasservorkommen stark zugesetzt. Sie sollen jetzt mehr Wasser über Fernleitungen erhalten. Im Urlaubsort Matalascañas zwischen Park und Atlantikufer soll endlich die Kanalisation erneuert werden. Um 40 Prozent soll die Menge des Trinkwassers verringert werden, das bisher in den alten Leitungen versickert. Im Sommer verwandelt sich der Badeort, der direkt am Zaun des Nationalparks liegt und bis heute keine ausreichende Kläranlage hat, in eine Großstadt mit mehreren Hunderttausend Urlaubsgästen.

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