„Estonia“-Tragödie :
„Es ist so wichtig, dass wir uns erinnern“

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Der offizielle Untersuchungsbericht von 1997 benannte Mängel am abgerissenen Bugvisier der Fähre als Ursache für den Untergang – aber daran gibt es Zweifel.
Sie gilt als die größte Schiffskatastrophe seit dem Untergang der Titanic: Vor 30 Jahren sank die Fähre „Estonia“ in der Ostsee, 852 Menschen kamen ums Leben. Am Jahrestag hat der schwedische König ihrer gedacht.
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30 Jahre nach dem verheerenden Untergang der Ostsee-Fähre „Estonia“ haben Überlebende und Hinterbliebene zusammen mit dem schwedischen Königspaar der 852 Todesopfer der Tragödie gedacht. Bei einer Gedenkzeremonie am Estonia-Denkmal auf der Stockholmer Insel Djurgården legten König Carl XVI. Gustaf und seine Frau Königin Silvia ebenso einen Kranz nieder wie Regierungschef Ulf Kristersson und Botschafterinnen und Botschafter mehrerer Länder. Auch eine Schweigeminute wurde abgehalten.

„Es ist so wichtig, dass wir uns erinnern“, sagte der König. „Um die Umgekommen, die Überlebenden und alle Angehörigen zu ehren. Und um Lehren aus der Katastrophe zu ziehen, damit etwas Ähnliches niemals wieder geschieht. Das schulden wir denjenigen, die davon betroffen waren, als die „Estonia“ am 28. September 1994 unterging.“ Auch wenn 30 Jahre seit der Katastrophe vergangen seien, fühle sich diese immer noch so nah an, betonte Carl Gustaf. Für Schweden handle es sich um ein „nationales Trauma“.

Die „Estonia“ war in der Unglücksnacht mit 989 Menschen an Bord auf dem Weg von Tallinn nach Stockholm plötzlich vor der finnischen Südküste gesunken. 852 Menschen kamen dabei ums Leben, darunter rund 500 Schweden und fünf Deutsche. Nur 137 Menschen überlebten. Es handelte sich um die größte Schiffskatastrophe der europäischen Nachkriegsgeschichte.

Die Fähre war nicht seetüchtig

Der offizielle Untersuchungsbericht von 1997 benannte Mängel am abgerissenen Bugvisier der Fähre als Ursache für den Untergang. An dieser Feststellung wurden aber immer wieder Zweifel geäußert, die bis heute nicht gänzlich ausgeräumt sind. Neue Untersuchungen am Wrack mündeten 2023 in einem Zwischenbericht mit vorläufigen Einschätzungen. Darin wurde festgestellt, dass die Fähre beim Auslaufen aus Tallinn nicht seetüchtig gewesen sei.

Auch in der estnischen Hauptstadt Tallinn versammelten sich Überlebende und Hinterbliebene bei einer Gedenkfeier am Denkmal für die Opfer, ehe sie danach noch zu einem Treffen im Meeresmuseum zusammenkamen. Dort wurde die bis Ende März 2025 laufende Ausstellung „Estonia – die Geschichte eines Schiffes“ eröffnet.

Im estnischen Fernsehen gab es anlässlich des Jahrestags zudem zahlreiche Sondersendungen. Zeremonien fanden auch an den Gedenkstätten in den Städten Pärnu und Võru statt. Bei einer Kranzniederlegung in Võru rief Staatspräsident Alar Karis dazu auf, die Erinnerung zu bewahren. Zugleich appellierte er auch an alle, Frieden mit sich selbst zu schließen und mit dem, was passiert sei.

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