Unglück in Italien : Verdächtige nach Absturz der Seilbahn wieder frei
Nach dem Seilbahnunglück am Lago Maggiore mit 14 Toten am Pfingstsonntag sind die drei als Verantwortliche für die Katastrophe angeklagten Männer am Samstagabend aus der Untersuchungshaft entlassen worden. Die zuständige Untersuchungsrichterin ordnete lediglich Hausarrest für den Betriebsleiter der Anlage an. Dieser hat nach Medienberichten bei den Vernehmungen gestanden, die im Italienischen als „forchettone“ (Gabel) bezeichnete Vorrichtung aus Stahl ins Notbremssystem der Unglücksgondel eingebracht und damit deren Absturz nach dem Riss des Zugseils verursacht zu haben. Der Betriebsleiter behauptet, von der routinemäßigen Deaktivierung des Notbremssystems hätten auch der Chefingenieur und der Eigentümer der zwischen Stresa und dem Monte Mottarone verkehrenden Seilbahn gewusst.
Die Staatsanwaltschaft in Verbania hatte die Verlängerung der Untersuchungshaft für die drei Männer gefordert, weil Fluchtgefahr bestehe und sich Eigentümer und Chefingenieur zudem absprechen könnten, um die alleinige Schuld auf den seit 38 Jahren bei der Seilbahnanlage tätigen Betriebsleiter zu schieben. Die Ankläger sind der Überzeugung, dass die Notbremse deaktiviert wurde, um kostspielige Betriebsunterbrechungen zu vermeiden. Die Untersuchungsrichterin bezeichnete die Argumente der Strafverfolger als nicht stichhaltig genug, um eine Verlängerung der Untersuchungshaft zu rechtfertigen.
Für Sonntag Mittag hatte der Präsident der Region Piemont, Alberto Cirio, zu einer Schweigeminute zum Gedenken an die Opfer des Unglücks aufgerufen. Der fünfjährige Junge, der das Unglück als Einziger überlebt hatte, ist nach schwierigen Operationen seit Wochenmitte wieder bei Bewusstsein und soll seine Tante, die nicht von seinem Bett weicht, mehrfach nach seinen Eltern gefragt haben.