Im Schatten der Araukarie
Von WIN SCHUMACHER09. August 2023 · Mitten in Chile: Araukanien hat nicht nur ähnlich atemraubende Landschaften wie Feuerland, es ist auch Heimat einer der lebendigsten indigenen Kulturen der Anden.
„Sieht er nicht aus wie das Bein eines Dinosauriers?“, fragt Jorge Herrera und legt seine Hand auf den mächtigen Stamm einer Araukarie. Zu Fuß des Baumriesen im chilenischen Villarrica-Nationalpark fällt es tatsächlich nicht schwer, sich wie im Schatten eines gewaltigen Brachiosaurus zu fühlen – auch wenn selbst die Beine des größten aller vorstellbaren Lebewesen nie den Durchmesser dieses Giganten erreicht haben. Mit seiner von tiefen Furchen durchzogenen Rinde erinnern Araukarienstämme an die brüchige Haut altersschwacher Elefanten. „Wegen der Schwierigkeit, sie zu erklettern, nennen sie die Engländer auch Affenpuzzle-Bäume“, erzählt der Guide, „ihre Samen sind für die indigenen Völker ein wichtiges Nahrungsmittel“. Die urtümlichen Gewächse sehen ein wenig wie eine Kreuzung eines Mammutbaums mit einer Zimmertanne aus und werden bis zu 40 Meter hoch. „Sie sind lebende Fossilien“, erklärt der 42-Jährige. Die Bäume sollen bereits vor 90 Millionen Jahren verbreitet gewesen sein und werden bis zu 2000 Jahre alt. Araukarien kommen heute nur noch in Gebirgen im Süden des Kontinents, in Australien und auf einigen Pazifikinseln vor. Bei einer Wanderung durch den Villarrica-Nationalpark wähnt man sich tatsächlich von Dinosauriern beobachtet. Geben die Araukarien hin und wieder den Blick auf schneebedeckte Vulkane frei, fühlt man sich endgültig in die Urzeit versetzt.
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