Deutsches Romantikmuseum : Gebauter Traum

Das Freie Deutsche Hochstift hat gerade das Deutsche Romantikmuseum errichtet. Spenden in mehrstelliger Millionenhöhe haben das Loch im Budget gestopft – und das alles für die Romantik.
Es ist der 10. November 1859. Ein Festzug aus 6000 Frankfurtern mit 30 Festwagen und 350 Pferden zieht zu Friedrich Schillers 100. Geburtstag auf den Römerberg. Am Straßenrand steht der Rest der Bevölkerung, bis zu 50.000 weitere Besucher sind nach Schätzungen der Behörden zu Fuß oder mit der Eisenbahn in die Stadt gekommen.
Sie feiern Schiller, der in der zu Ende gehenden Restaurationszeit für all die bürgerlichen und gedanklichen Freiheiten steht, die den Deutschen in ihren zahlreichen Königreichen und Großherzogtümern noch immer kein demokratisch verfasster Rechtsstaat garantiert. Das Fest dient daher auch als von der Obrigkeit kaum zu bestrafende Erinnerung an die zehn Jahre zuvor aufgelöste Nationalversammlung in der Paulskirche.
Kultur für alle
Seine Spuren prägen Frankfurt bis heute. Während des Festes gründen Bürger der Stadt, die noch nicht über eine eigene Universität verfügt, das Freie Deutsche Hochstift, gedacht als Bildungseinrichtung für jedermann. Kultur für alle, schon damals. Und den Verein gibt es noch immer. Gerade hat er das Deutsche Romantikmuseum errichtet. Neben Goethes Geburtshaus am Großen Hirschgraben, das er vier Jahre nach der Feier erwirbt, als es verkauft wird.
An den Kosten für das Museum neben dem bis heute schönsten Vereinsheim der Welt haben sich die Träger des Hochstifts beteiligt. Bundesrepublik Deutschland, Land Hessen und Stadt Frankfurt finanzieren seine wissenschaftliche Tätigkeit zu je einem Drittel. Zugute kommt ihr Beitrag pandemiebedingt zunächst vor allem einheimischen und zugezogenen Frankfurtern, die für ihr Gemeinwesen auch deshalb etwas übrighaben, weil es neben einer nach wie vor florierenden Wirtschaft mehr und mehr Grün, gut funktionierende öffentliche Räume und zahlreiche überaus beliebte Kultureinrichtungen aufweist.
Trotzdem scherte die Stadt, die das Museumsvorhaben zunächst kräftig unterstützt hatte, in einem Anfall der Haushaltspanik aus der Reihe der Träger aus und gab weniger als die anderen beiden. Nun erhält sie für eine minimale Beteiligung den maximalen Ertrag eines zusätzlichen Bausteins im weiteren Museumsufer. Dass es so kam, liegt an der Bürgergesellschaft, die das Loch im Budget stopfte. Spenden in mehrstelliger Millionenhöhe kamen zusammen.
Und das alles für die Romantik. Eine ferne Zeit, die noch die Gegenwart prägt. Sie entdeckte die Nachtseiten der Aufklärung, stellte Verstand, Vernunft und Ordnung die ergänzende Utopie von Traum, Eigenart und Individualität zur Seite. Warum Kunst und Phantasie ins Leben aller gehören, von den Märchen der Brüder Grimm bis zu den Romantik-Ablegern Krimi, Horror, Fantasy und Science-Fiction, ist nun zu besichtigen.