Turbulenter Sieg gegen Südkorea : Ghanas Schreie der Freude

Ghana darf nach dem ersten Sieg bei einer Fußball-WM seit 2010 vom Achtelfinale träumen. Das Team von Otto Addo bezwingt Südkorea spektakulär 3:2.
Es war eine verrückte Nachspielzeit, an deren Ende dem ghanaischen Teil des Publikums hemmungslose Schreie der Erleichterung entfuhren. Die Mannschaft von Trainer Otto Addo hatte in den elf Minuten, um die der Schiedsrichter das Spiel verlängert hatte, den Ball nicht länger als über zwei, drei Passstationen. Die Südkoreaner schlugen eine Flanke nach der anderen in den Strafraum, es herrschte Hochspannung pur.
Der ganze Zauber der ausufernden Spielverlängerungen, die in diesem Turnier üblich sind, erfüllte das Stadion. Und als Ghana schließlich 3:2 gewonnen hatte, war der südkoreanische Trainer Paulo Bento so wütend, dass er wegen Schiedsrichterbeschimpfung die Rote Karte sah. Es war der Schlusspunkt einer WM-Partie, die nicht das allerhöchste Niveau hatte, dafür aber feinste Fußballunterhaltung bot. Nicht nur wegen der fünf Tore, „das war ein Spiel voller emotionaler Höhen und Tiefen“, sagte Addo.
Zwanzig Minuten lang waren die Südkoreaner das überlegene Team, sie gewannen die wichtigen Zweikämpfe und eroberten fast immer sofort wieder den Ball, wenn Ghana den Versuch unternahm, sich bis in die gegnerische Hälfte hineinzukombinieren. Jedenfalls bis etwas geschah, was so oft passiert in diesem Sport: Ein Tor stellte alles auf den Kopf.
Bei einem Freistoß aus dem Halbfeld verteidigten die Südkoreaner nicht aufmerksam genug, aus dem Gewühl landete der Ball vor den Füßen von Mohammed Salisu, der zum 1:0 für die Afrikaner traf (24. Minute). Als habe eine unsichtbare Kraft die Energiezufuhr abgestellt, spielte das zuvor so dominante Team aus Asien plötzlich gehemmt und mutlos, und Mohammed Kudus verwertete eine weitere Flanke per Kopf zum 2:0.
Aber die Koreaner erholten sich wieder, kamen mit neuem Schwung aus der Halbzeit zurück, waren plötzlich wieder dominant und schossen innerhalb von drei Minuten ebenfalls zwei Tore. Genau wie die Ghanaer nach Flanken, im Zentrum traf jeweils Gue-Sung Cho per Kopf (58. und 61.).
Doch die Westafrikaner verkrafteten diese Rückschläge besser als die Koreaner die Gegentreffer der ersten Hälfte. Sie blieben im Spiel, das nun immer attraktiver wurde, hin- und herwogte. Beide Teams kamen zu Chancen, beide wollten gewinnen, und Ghana gelang der Coup, als Kudus das dritte Tor für die „Black Stars“ schoss (69.). „Die Energie ist sehr gut jetzt im Team“, sagte der als Spieler des Spiels ausgezeichnete Angreifer, „wir sind in einer guten Stimmung für das nächste Duell.“ Dann geht es gegen Uruguay um den Achtelfinaleinzug.