Auf Brandanschläge angespielt? : Hansa Rostock verteidigt Lichtenhagen-Choreographie

In Rostock-Lichtenhagen kommt es 1992 zu einem rassistischen Brandanschlag. Im Rahmen einer Choreographie lassen Fußballfans das Sonnenblumenhaus symbolisch abermals brennen. Der Klub sieht darin kein Problem.
Das brisante Zweitligaspiel zwischen Hansa Rostock und dem FC St. Pauli ist am Samstag von Ausschreitungen überschattet worden, zudem führte eine Choreografie der Heimfans zu Wirbel. Nach Polizeiangaben kam es durch bislang unbekannte Tatverdächtige aus einer zirka 100-köpfigen Personengruppe zu Steinwürfen auf Polizeifahrzeuge. Dabei wurden neben Einsatzfahrzeugen auch ein privater Pkw beworfen und beschädigt. In dem Pkw wurden zwei Kinder im Alter von zwei und zwölf Jahren durch Glassplitter leicht verletzt. Hansa Rostock verurteilte den Vorfall.
Zudem hatten Rostocker Fans auf der Südtribüne kurz nach Anpfiff eine provokante Choreografie gezeigt. Auf einem riesigen Banner waren mehrere Hochhäuser, darunter das sogenannte Sonnenblumenhaus, zu sehen. Dazu zündeten die Ultras orange Bengalos und schwarze Rauchtöpfe. Dadurch entstand der optische Eindruck, dass der bekannte Plattenbau im Stadtteil Lichtenhagen in Flammen steht.
Bei rassistischen Anschlägen in Rostock-Lichtenhagen war 1992 das Sonnenblumenhaus, eine zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber, von Anwohnern und Neonazis unter dem Applaus Tausender Schaulustiger in Brand gesteckt worden. Die Ausschreitungen gelten als die bis dahin schlimmsten rassistischen Übergriffe der deutschen Nachkriegsgeschichte.
„Choreo zeigt nicht nur ‚Sonnenblumenhaus'“
„Die Choreografie wurde anlässlich des 13-jährigen Jubiläums der Fangruppe ‚Plattenbau Rostock' (kurz ‚PBR') durchgeführt“, erklärte Hansa zu der Aktion. Die Gruppe sei seit vielen Jahren in der Hansa-Fanszene aktiv und zu keinem Zeitpunkt durch Aktionen oder Äußerungen aufgefallen, „die nicht mit den Werten des FC Hansa zu vereinbaren waren oder sind“.
Weiter hieß es in der Mitteilung: „Die Mitglieder sind in den DDR-typischen Plattenbauten des Rostocker Nordwestens zu Hause und fühlen sich nach wie vor damit eng verbunden – daher auch der Name der Fangruppe – ‚Plattenbau Rostock'. Die Choreo zeigt nicht nur das ‚Sonnenblumenhaus', sondern auch andere Plattenbauten.“
Selbstverständlich herrsche Einigkeit darüber, „dass die schrecklichen Ereignisse von 1992 mit ganzer Schärfe verurteilt und keineswegs verherrlicht werden – dazu hat sich die Fanszene erst kürzlich auch noch einmal klar in ihrem Szenemagazin positioniert“, schrieb der Verein weiter.
Bereits im vergangenen Jahr hatten Rostocker Ultras während des Heimspiels gegen den Erzrivalen aus Hamburg ein Banner mit der Aufschrift „Lichtenhagen“ und einer Sonnenblume gezeigt. Daraufhin verhängte der DFB gegen Hansa eine Geldstrafe.