Umstrittenes Turnier : Darum ist die Klub-WM doch eine gute Idee

Die neue Klub-WM löst in Deutschland keine Begeisterung aus. Ganz im Gegenteil. Doch wer genau hinschaut, stellt auch fest: Der Fußballkalender ist schon mit weniger gutem Stoff aufgebläht worden.
Im deutschen Publikum löst die neue FIFA-Klubweltmeisterschaft, die zwischen dem 14. Juni und dem 13. Juli 2025 in den Vereinigten Staaten stattfinden wird, keine Begeisterung aus. Ganz im Gegenteil. Das Turnier kollidiert terminlich mit den Europameisterschaften der Frauen und der männlichen U-21-Teams, kostet die beteiligten Spieler fast die gesamte Sommerpause, trägt zur Überlastung und vielleicht sogar zum allgemeinen Fußballüberdruss bei. Außerdem findet das Turnier im Schatten der dunklen Verbindung des Präsidenten des Internationalen Fußball-Verbands FIFA, Gianni Infantino, mit Donald Trump statt.
Zugleich jedoch wird sich dem Publikum eine ziemlich aufregende Show bieten. Fußballunterhaltung, umgeben vom Zauber des Neuen, unbekannte Spieler, Trainer, Stadien, Spielweisen, verbunden mit vertrauten Teams aus Bundesliga und Champions League. Das ist eine sehr schöne Mixtur.
Fußballwelten treffen aufeinander
Die Spiele werden in einem begeisterungsfähigen Land ausgetragen, mit dessen Sportkultur deutsche Fanszenen fremdeln mögen, weil der pure Wettkampf mitunter ein wenig verblasst unter der Oberfläche der Show. Aber ein volles Stadion in einer tropischen Nacht in Miami, wo der FC Bayern vor zehntausenden elektrisierten Argentiniern gegen die Boca Juniors spielt, hat eine enorme Faszinationskraft. Zumal sich der weltbekannte Traditionsklub aus Buenos Aires schon lange nicht mehr auf einer derart großen Bühne mit einem europäischen Topklub messen durfte.
Die Mamelodi Sundowns aus Südafrikas Hauptstadt Pretoria werden um ihr Leben rennen, wenn sie zum ersten Mal in ihrer Klubgeschichte in einem Wettkampf auf einen Klub treffen, der so ruhmreich ist wie Borussia Dortmund. Während die Begegnung unterschiedlicher Kulturen bei der Weltmeisterschaft der Nationalteams längst verwässert ist, weil die allermeisten Profis sowieso in Europa spielen und sich dort schon x-Mal begegnet sind, treffen bei der Klub-WM wirklich Fußballwelten aufeinander.
Außenseiter und Giganten
Die meisten Champions-League-Spieltage des neuen erweiterten Wettbewerbs der laufenden Saison sind jedenfalls eher uninteressanter als ein Tag, an dem zuerst Atlético Madrid gegen Botafogo Rio de Janeiro spielt und dann Inter Miami mit Lionel Messi gegen Palmeiras São Paulo.
Auch das mit Superstars wie Neymar aufgemotzte saudische Spitzen-Team Al-Hilal mal in einer direkten Konfrontation mit Real Madrid zu sehen, ist unter sportlichen Gesichtspunkten interessant, genau wie die Stimmung, die in einem Land entstehen wird, wo sich viele migrantische Communities unterschiedlichen Teilnehmern verbunden fühlen.
Wer sich auf das Turnier einlässt, wird sympathische Außenseiter finden, die über sich hinauswachsen, enttäuschende Giganten, Überraschendes, Skurriles, Politisches und wahrscheinlich auch ein gutes fußballerisches Niveau. Und das alles in der Kulisse, in der ein Jahr danach die „richtige“ WM stattfindet. Der Fußballkalender ist schon mit weniger gutem Stoff aufgebläht worden.