Kommentar :
Ein bisschen Demut im Handball

Ein Kommentar von Rainer Seele
Lesezeit: 2 Min.
Wie konnte das nur passieren? Torwart Andreas Wolff nach dem Aus.

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Der Katzenjammer im deutschen Handball ist groß. Denn die Hoffnung nach dem fabelhaften Jahr 2016 war groß. Doch die bittere Niederlage kann auch etwas Gutes haben.
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Nicht, dass die Welt des Handball nun vollends auf den Kopf gestellt worden wäre. Aber die Gewichte haben sich doch ein bisschen verschoben. Mit der besonderen Pointe, dass jetzt just zwei Größen dieses Sports bei der Weltmeisterschaft in Frankreich auf der Strecke geblieben sind, die demnächst gemeinsame Sache machen: Olympiasieger Dänemark und Europameister Deutschland.

Im Gleichschritt nach unten, vorläufig: Der Katzenjammer ist groß, da wie dort. Doch es ist auch ein Ansporn, es künftig besser zu machen, 2018 bei der Europameisterschaft in Kroatien oder 2019, wenn Dänen und Deutsche zusammen die nächste Weltmesse des Handballs für Männer veranstalten. Und doch auf dem Handballfeld Konkurrenten sein werden.

Aber jetzt müssen sie erst einmal ihre Wunden lecken. Und sie haben allen Grund, sich gehörig zu schütteln. Wie konnte das nur passieren? Vermutlich doch ein Fall von Nachlässigkeit, vielleicht sogar von einer gewissen Überheblichkeit. Andere haben ebenfalls ihre Qualitäten, auch Ungarn oder Qatar. Die Spitze des internationalen Handballs ist kein geschlossener Zirkel.

Darauf hat auch Dagur Sigurdsson in der Stunde seines traurigen Abschieds noch einmal hingewiesen. Der Mann, der in Japan wahrscheinlich einen steinigen Weg vor sich hat, kennt sich aus. Wer nicht mit voller Konzentration ans Werk geht, muss damit rechnen, dass der Schuss nach hinten losgeht. Niemand ist automatisch auf eine Medaille abonniert, auch nicht die zuletzt so erfolgreichen Deutschen.

So wie vor einem Jahr in Polen konnte es ohnehin nicht wieder sein: dass ein junges, nur Experten bekanntes Team sich wild entschlossen in die Höhe katapultiert. Eine Gruppe von Unbekümmerten, die nach dem EM-Titel umgehend auch noch Bronze in Rio gewann. Die Erwartungen sind nach dem fabelhaften Jahr 2016 gestiegen, und damit hat sich auch der Druck erhöht. Die Mannschaft muss lernen, damit umzugehen. Jetzt, nach der Delle von Paris, kann ein bisschen Demut nicht schaden. Vor allem aber sollten die Geschlagenen, die teilweise noch sehr jung sind, sich auf die Notwendigkeit besinnen, sich weiterentwickeln zu müssen, um tatsächlich in der Weltelite Fuß zu fassen.

So gesehen war dieses Turnier, auch wenn das große Ziel nicht erreicht worden ist, eine wertvolle Erfahrung für die deutschen Handballspieler. Sie können daran wachsen. Immerhin werden sie wohl weiterhin von den Impulsen profitieren, die der Isländer Sigurdsson dem deutschen Handball gegeben hat. Man kann ihm außerdem zugutehalten, dass er es seinem Nachfolger nun ein wenig leichter gemacht hat. Der Neue muss sich nicht an einem Weltmeister Sigurdsson messen lassen.

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