Nach Festnahme von Hill : „Es ist sowohl wahnsinnig als auch herzzerreißend“

Auf dem Weg zum ersten Saisonspiel wird Football-Star Tyreek Hill vorübergehend festgenommen. Der Vorfall löst in den USA eine Debatte über Polizeigewalt aus.
Die kurzzeitige Festnahme des Football-Stars Tyreek Hill hat in den USA abermals eine Debatte über Polizeigewalt ausgelöst. In einer Stellungnahme der Miami Dolphins, für die Hill als Wide Receiver in der National Football League (NFL) spielt, heißt es: „Es ist sowohl wahnsinnig als auch herzzerreißend zu sehen, wie genau die Menschen, denen wir vertrauen, dass sie unsere Gemeinschaft schützen, solch unnötige Gewalt anwenden.“
Der 30 Jahre alte Hill war am Sonntag auf dem Weg zum ersten Saisonspiel der Dolphins von Polizisten zunächst angehalten und dann kurzzeitig in Gewahrsam genommen worden, mutmaßlich weil er in seinem Sportwagen in überhöhter Geschwindigkeit unterwegs war.
Am Montag veröffentlichte das Miami-Dade Police Department das Video einer Bodycam eines der beteiligten Polizisten. Darin ist zu sehen, wie Hill einem Polizisten zunächst durch das geöffnete Fenster seines Autos seinen Führerschein aushändigt und das Fenster daraufhin wieder schließt.
Als Hill der Forderung, sein Fenster wieder zu öffnen nicht nachkommt, ziehen die Polizisten ihn aus seinem Wagen und pressen ihn auf den Boden. Einer von ihnen drückt dabei sein Knie in Hills Rücken, ihm werden Handschellen angelegt. Hill leistet keinen Widerstand, wird kurz darauf jedoch abermals von einem der Polizisten vehement zu Boden gezogen.
„Was, wenn ich nicht Tyreek Hill wäre?“
Man erkenne an, dass die überwiegende Mehrheit der Polizisten der Gemeinschaft mit größtem Charakter und dem Wunsch diene, alle Bürger zu schützen, schrieben die Dolphins. „Wie jedoch in den heute Abend veröffentlichten Videos deutlich zu sehen ist, verwechseln einige Polizisten ihre Verantwortung und ihr Engagement im Dienst mit fehlgeleiteter Macht.“ Der Vorfall erinnere daran, dass nicht jede vergleichbare Situation friedlich ende.
„Was, wenn ich nicht Tyreek Hill wäre?“, hatte Hill im Anschluss an den 20:17-Erfolg der Dolphins gegen die Jacksonville Jaguars gefragt. „Ich war nicht respektlos, so hat mich meine Mutter nicht erzogen.“ Er versuche immer noch zu verstehen, was passiert sei. Seinen 80-Yard-Touchdown hatte er zuvor bejubelt, indem er seine Hände hinter seinem Rücken verschränkte, als seien ihm Handschellen angelegt.
Das Miami-Dade Police Department kündigte eine interne Untersuchung des Vorfalls an. Ein Polizist sei bereits freigestellt worden. Die Polizeigewerkschaft von Miami hatte das Vorgehen verteidigt. Hill wurde demnach „kurzzeitig zur Sicherheit der Polizisten festgehalten, nachdem er in einer Weise gefahren war, die ihn selbst und andere in große Gefahr brachte“, sagte Gewerkschaftspräsident Steadman Stahl. Hills Anwältin sprach von „grenzüberschreitendem Verhalten“ der Polizei und kündigte in einer Mitteilung weitere Schritte an.