US-Sportsender ESPN :
Verstummt unter Schreihälsen

Christopher Meltzer
Ein Kommentar von Christopher Meltzer
Lesezeit: 1 Min.
Regelmäßiger Gast am ESPN-Mikrofon: NBA-Star LeBron James (links), hier mit Sohn Bronny bei Dave McMenamin
Wenn gute Arbeit im Journalismus nicht mehr gewollt ist: ESPN entlässt einen beim NBA-Publikum geschätzten Reporter und setzt stattdessen auf plumpe Argumente. Das sollte zu denken geben.
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Wer wird der nächste MVP (Most Valuable Player) der amerikanischen Basketballliga NBA? Der ESPN-Reporter, der auf solche Fragen fachkundiger antwortet als alle anderen, ist fürs Erste stumm. Im September ist Zach Lowe entlassen worden.

Warum? Weil der US-Sportsender ESPN lieber in Schreihälse investiert, die anders als Lowe so plump argumentieren, dass man diese sogenannten Argumente in klickfreundlichen Miniclips auf Social Media posten kann.

Für das anspruchsvolle NBA-Publikum waren Lowes Artikel und Podcasts so schön wie Helena für Paris. So unterhaltsam er sein kann, sah und sieht er sich immer als Journalist. Als der Basketballspieler Kobe Bryant starb, war Lowe, der sich mit diesem austauschte, einer von wenigen ESPN-Reportern, der erwähnte, dass Bryant sexueller Missbrauch vorgeworfen worden war. (Über den Fall, der außergerichtlich geklärt wurde, schrieb Bryant später, dass er nun erkenne, dass die Frau die Handlung nicht als einvernehmlich empfunden habe.) Das sollte selbstverständlich sein, doch in den Schreihals-Sportdebatten ist es das nicht.

Man muss sich nun nicht um Lowe sorgen, der viel verdient hat und wohl wieder viel verdienen wird. Doch man sollte sich um den (amerikanischen) Sportjournalismus sorgen. Denn wenn selbst ESPN findet, dass es Zach Lowe nicht mehr braucht, sollte man auch fragen, warum es ESPN braucht.

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