Team-Bronze im Bogenschießen : Lisa Unruh behält die Ruhe

Die deutschen Bogenschützinnen gewinnen bei den Olympischen Spielen in Tokio die Bronzemedaille. Lisa Unruh, Michelle Kroppen und Charline Schwarz setzen sich im kleinen Finale gegen Belarus durch.
Für Bogenschieß-Verhältnisse war der kleine Siegestanz der deutschen Mannschaft schon ein gewaltiger Gefühlsausbruch. Nach dem Gewinn der Bronzemedaille im Mannschaftswettbewerb hüpften Lisa Unruh, Michelle Kroppen und Charline Schwarz einige Sekunden lang kreischend Arm in Arm im Kreis. „Ich wusste gar nicht, dass ich so laut sein kann“, sagte Schwarz hinterher.
Emotionen sind bei der Präzisionssportart nämlich normalerweise eher kontraproduktiv. Konzentration ist alles, sollen die Pfeile ihr 70 Meter entferntes Ziel finden. Entsprechend nüchtern verrichten die Athletinnen in der Regel ihre sportliche Arbeit. Doch Olympia-Bronze ließ am Sonntag selbst die sonst so reservierte Unruh befreit jubeln. „Es war super, es war total spannend. Wir haben super geschossen. Das war geil!“, kommentierte sie den Coup im Yumenoshima Park von Tokio.
Schon in Runde eins Außenseiter
Bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro hatte Unruh 2016 bereits sensationell die Silbermedaille im Einzel gewonnen – und sich anschließend erstaunlich zurückhaltend gefreut. Zur Feier des Tages hatte sie sich damals laut eigener Aussage „ein Glas Wasser“ gegönnt. Ging auch gar nicht anders. Alkohol steht im Bogenschießen auf der Dopingliste, weil es das natürliche Zittern der Hand lindern kann.
Inzwischen hat die WADA das Alkoholverbot zwar offiziell gekippt, doch der Weltverband für den Bogensport hält an der Regelung fest. Eine rauschende Feier war von Unruh, Kroppen und Schwarz allerdings ohnehin nicht zu erwarten. Dabei hätten sie nach ihrem begeisternden Auftritt am Sonntag allen Grund dazu gehabt. Schon in Runde eins gegen Taiwan, die Olympia-Dritten von Rio, waren sie eher als Außenseiter ins Rennen gegangen und hatten sich doch souverän mit 6:2 durchgesetzt. Im Viertelfinale schalteten sie dann die ebenfalls favorisierten Mexikanerinnen 6:2 aus.
Unruh gewohnt nervenstark
Selbst im Halbfinale gegen das russische Team sah es zunächst gut aus. Doch im zweiten Satz, für dessen Gewinn es beim letzten Pfeil lediglich magere sechs Ringe gebraucht hätte, patzte ausgerechnet die erfahrene Unruh. Ihr Schuss verfehlte fast die Scheibe, ein Fauxpas, der der 33-Jährigen sonst nie unterläuft. Schon im Duell um Platz drei gegen Belarus war Unruh allerdings wieder gewohnt nervenstark.
Mit einer perfekten „Zehn“ sicherte sie der deutschen Mannschaft am Ende den 5:1-Erfolg – und damit sich selbst damit eine Medaille, die sich sogar noch ein bisschen besser anfühlte als die vor fünf Jahren in Rio. „Es ist einfach so schön, zusammen zu siegen“, sagte Unruh. Da werden selbst die nüchternen Bogenschützinnen mal ganz emotional.