Ball des Sports in Wiesbaden : Ohne Helm und dicke Klamotten

Wintersportlerinnen in luftigen Sommerkleidern; Straßenartisten, die stolz sind zur Sportfamilie zu gehören. Beim „Ball des Sports“ wird unter neuen Vorzeichen gefeiert.
Der Teppich drinnen so rot, wie der Himmel draußen blau, die Schuhe schwarz, zumeist Hochglanz. Und das Kleid von Franzi leuchtend grün. Oder gelb? „Textmarker-Limette“ tippen manche Beobachter. Franziska van Almsick, ewiger Schwimmstar, stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende der Deutschen Sporthilfe, begrüßt die Gäste. Sie ist nicht zu übersehen, aber das ist sie nie. Willkommen beim 51. Ball des Sports, dem großen Familientreffen der olympischen Bewegung, zum letzten Mal in Wiesbaden, zum ersten Mal im Hochsommer.
„Ich bin erschrocken“ scherzt Matthias Steiner, früher 150 Kilo, heute 105. Aber immer und ewig der Olympiasieger im Gewichtheben. Und Stammgast beim Ball des Sports: „Es ist taghell“. Draußen noch bestes Wetter beim Einlass, wenn sonst immer schon tiefste Dunkelheit herrschte. Endlich mal kein Frieren für die Frauen auf dem Weg zwischen Autotür und Eingangsportal. Dafür müssen die Männer schwitzen bei der Prozession der Pinguine.
Kleider „etwas luftiger“
Der Juli ist eine gute Zeit für Wintersportler, um zu feiern. Mariama Jamanka, Bob-Olympiasiegerin von Pyeongchang ist zum ersten Mal dabei und freut sich sehr darauf. Sonst war sie zur Ball-Zeit immer in den Eiskanälen der Sportwelt unterwegs. Maria Höfl-Riesch, Ski-Olympiasiegerin von Vancouver und Sotschi, war schön öfter da – ihre Karriere liegt länger zurück.
Auch sie freut sich – für alle Skiläufer, Rodler und Bobfahrer. Und dass die Kleider „etwas luftiger ausfallen können“. Einzige Sorge für Franziska van Almsick, „dass ich manche nicht erkenne, weil die doch sonst immer so viel an haben, Helm tragen und dicke Klamotten.“
Mehr als 100 olympische und paralympische Medaillengewinner sind ins „Rhein-Main Congress-Center“ gekommen, um sich feiern zu lassen. Sie sind die oft unbekannten Stars, die auf Unterstützung angewiesen sind, um ihren Sport erfolgreich ausüben zu können. Der „Ball des Sports“ bietet dafür eine gute Grundlage.
Er gilt als Europas erfolgreichste Benefizveranstaltung für Sport und als gesellschaftliches Ereignis. 1500 Gäste aus Politik, Wirtschaft uns Gesellschaft feiern mit. Der Erlös für die Stiftung Sporthilfe wird auf eine knappe Million Euro geschätzt. Bei 1200 Euro Eintritt kommt, wer ein Herz für die Sportler hat und es sich leisten kann.
Das Showprogramm im Saal gestalten Skater, BMX-Fahrer und Parcours-Artisten. Die Streetfighter von einst performen im Ballsaal, springen zwischen den Tischen herum und fühlen sich geehrt, von der Sporthilfe unterstützt zu werden – und damit „als Sportler anerkannt zu werden“, wie sie sagen. Die Sänger Zoe Wees und Michael Schulte gestalten die Mitternachtsshow. Doch danach soll lange nicht Schluss sein. Wenn die große Benefiz-Sportparty endet, wird es draußen schon wieder hell sein.