Kolumne Geschmackssache : Das deutsche Weinwunder

Im September 2002 präsentierte der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) in Berlin die Spitzenweine einer Hand voll seiner Mitglieder, nannte sie ganz unbescheiden nach burgundischem Grand-Cru-Vorbild „Große Gewächse“ und behauptete gleich dreifach Ungeheuerliches: dass deutsche Weinbauern trockene Rieslinge von Weltklasseniveau keltern können; dass sie auch aus anderen Rebsorten wie Silvaner oder Lemberger Weine von internationaler Spitzenqualität auf die Flasche bringen; und dass ihre Spätburgunder die Konkurrenz der französischen oder italienischen Rotweinhocharistokratie nicht fürchten müssen – eine Tollkühnheit sondergleichen zu einer Zeit, in der Deutschland vor allem für seine süßen Massengeschmacksallerweltstropfen berüchtigt war, lauter flache, halbtrockene Banalitäten, die der ruhmreichen deutschen Weinbautradition Hohn sprachen und für keinen seriösen Weinkenner satisfaktionsfähig waren.
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