FAZ+Kolumne Geschmackssache :
Das deutsche Weinwunder

Lesezeit: 4 Min.
Schön und sehr gut: Die Großen Lagen - wie hier von Gut Hermannsberg an der Nahe - sind die Kronjuwelen unter den Weinbergen Deutschlands.
Dieses Jubiläum ist tatsächlich zum Jubeln, denn die Großen Gewächse des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter haben sich in zwei Jahrzehnten zu einer sensationellen Erfolgsgeschichte entwickelt.

Im September 2002 präsentierte der Verband Deutscher Prädikatsweingüter (VDP) in Berlin die Spitzenweine einer Hand voll seiner Mitglieder, nannte sie ganz unbescheiden nach burgundischem Grand-Cru-Vorbild „Große Gewächse“ und behauptete gleich dreifach Ungeheuerliches: dass deutsche Wein­bauern trockene Rieslinge von Weltklasseniveau keltern können; dass sie auch aus anderen Rebsorten wie Silvaner oder Lemberger Weine von internationaler Spitzenqualität auf die Flasche bringen; und dass ihre Spätburgunder die Konkurrenz der französischen oder italienischen Rotweinhocharistokratie nicht fürchten müssen – eine Tollkühnheit sondergleichen zu einer Zeit, in der Deutschland vor allem für seine süßen Massengeschmacksallerweltstropfen berüchtigt war, lauter flache, halbtrockene Banalitäten, die der ruhmreichen deutschen Weinbautradition Hohn sprachen und für keinen seriösen Weinkenner satisfaktionsfähig waren.

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Jakob Strobel y Serra
Jakob Strobel y SerraVerantwortlicher Redakteur für das „Reiseblatt“, Stellvertretender Ressortleiter des Feuilletons.

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