Der undramatischste Modemacher : Jean-Paul Gaultier wird 70

Der legendäre Pariser Modeschöpfer Jean-Paul Gaultier feiert seinen siebzigsten Geburtstag. Müsste man sich auf einen Grund beschränken, warum ihm ein Platz im Modepantheon sicher ist, es wären seine Verdienste um die Emanzipation – der Männer.
Allzu oft wurde Jean-Paul Gaultier ein „Enfant terrible“ genannt. Das Schlagwort ist nicht nur hoffnungslos abgegriffen, es suggeriert auch einen revolutionären Ingrimm, eine zähnefletschende Militanz, die dem frohgemuten Temperament des französischen Couturiers fremd sind. „Terrible“ wäre Gaultier allenfalls im positiven Sinn des Wortes, loben doch alle, die ihn auch nur ein wenig kennen, nicht nur den „großartigen“, ja „fantastischen“ Schöpfer, sondern auch den zugänglichen und humorvollen Menschen. Wiewohl privat von Dramen nicht verschont – sein Geschäfts- und Lebenspartner Francis Menuge starb 1990 an den Folgen einer Aids-Erkrankung –, ist Gaultier als öffentliche Person der undramatischste Modeschöpfer überhaupt: weder Drogen noch Depressionen, weder Skandale noch Affären.