Handtaschen jetzt geometrisch :
Prachtbauten zum Mitnehmen

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Die Edelmarken haben geometrische Formen für sich entdeckt.
Was im Matheunterricht eine Qual war, wird als Handtasche zum Trend. Die großen Designer setzen jetzt auf geometrische Formen. Das hat allerdings einen Nachteil.
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Der französische Soziologe Jean-Claude Kaufmann hat vor elf Jahren aus einer Studie über Frauen und ihre Handtaschen ein Buch gemacht: „Privatsache Handtasche“ (UVK Verlag). Es geht darin um das, was Frauen damals mit sich herumtrugen, warum sie sich nicht gerne in ihre Taschen schauen lassen und Politikerinnen so selten mit einer Tasche zu sehen sind. (Zu dezidiert weiblich, wie Kaufmann 2012 im Gespräch mit unserer Sonntagszeitung sagte.)

Heute tragen auch junge Männer zunehmend selbstverständlich Handtaschen – und nicht nur Jutebeutel, sondern hin und wieder sogar Chanel. Viele Luxusunternehmen verbuchen weiterhin so gute Zahlen, weil das Interesse an Handtaschen einfach nicht abflaut.

Dabei entfällt im wahren Leben immer mehr von dem, was in der Tasche mitmuss. Eigentlich würde es genügen, beim Verlassen der Wohnung das Handy an einer Kordel über die Schulter zu hängen und den Schlüssel in die Jackentasche zu stecken. Für alles andere gibt es Apple Pay und Google Maps. Stattdessen werden nach wie vor Taschen entworfen, Manufakturen eröffnet und Taschen verkauft. Die Handtasche ist und bleibt Privatsache, ein geschützter Raum.

Die Edelmarken haben geometrische Formen für sich entdeckt.
Die Edelmarken haben geometrische Formen für sich entdeckt.Schmott Studios

Die neuen Modelle, die wir auf dieser Seite zeigen, sind kleine Prachtbauten in verschiedenen geometrischen Formen. Von Prada, Marni und Bottega Veneta gibt es zum Beispiel Taschen in Dreiecksform oder als Kugel, ebenfalls Bottega Veneta. Dior hält eine Ellipse bereit, und Ralph Lauren hat sein neues Rechteck nach dem echten Ostküsten-Palast der Marke an der Madison Avenue 888 in New York benannt.

Diese architektonischen Meisterwerke aus Leder sind dabei ähnlich platzoptimiert wie ein Neubau. Viel passt nicht hinein, aber viel gibt es auch nicht mehr zum Herumtragen. Jean-Claude Kaufmann ist in seiner Handtaschen-Studie vor elf Jahren, als einige noch Stadtpläne und Fotoapparate mit sich schleppten, zu einem interessanten Ergebnis gekommen: je älter die Besitzerin, umso leichter die Tasche.

Seine Erklärung: Im Ruhestand müsse man nur selten etwas für Kinder oder die Arbeit einstecken. Zugleich hätten sich viele fitter gehalten als ihre Vorfahren, um diesen Ruhestand auch genießen zu können. Scheint so, als wären die Alten mit ihrem leichten Gepäck schon wieder die Trendsetter gewesen.

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