Signature Pieces aus Berlin : Ablage A wie Berlin
Wer als Modedesigner erfolgreich sein will, muss möglichst alle drei Monate eine neue Kollektion mit zig Teilen aus dem Ärmel zaubern. Wer als Modedesigner erfolgreich sein will, muss aber zugleich eine einzige Botschaft haben, die seine Philosophie auf den Punkt bringt. Das signature piece, das Markenzeichen eines Designers, das wandlungsfähig genug ist, sich in alle Richtungen krempeln zu lassen, ist also der kleinste gemeinsame Nenner dieser beiden Ziele, die eigentlich gegensätzlich sind: möglichst viel und spannende Mode, dabei möglichst wenig sich widersprechende claims.
So ein Markenzeichen zu finden und dann auch noch dahinterzustehen, so dass es auch dann nicht langweilt, wenn seit der Gründung sagenhafte sieben Jahre vergangen sein sollten - das ist also die eigentliche Kunst. Bei Giorgio Armani (Jahr 41 nach Gründung) sind es zum Beispiel die Hosenanzüge. Bei Fendi seit noch längerer Zeit der Pelz. Bei Chanel ohnehin die Kostüme und der Stepp. Bei Prada: das seltsam Schöne.
Konzepte der jüngeren Designer
Auch die jüngeren Designer haben längst ihre Codes: seltsam Relevantes (J.W Anderson), Rüschen-Dramaturgie (Simone Rocha), wildes Zeitgeist-Patchwork (Gucci unter Alessandro Michele). Gut, ob der Zeitgeist wirklich so schön altern wird, das lässt sich nach ein paar Saisons noch nicht absehen. Das sehen wir dann in sieben Jahren.
Aber auch die Berliner Modemacher lassen sich (und teilweise schon länger als sieben Jahre) in ihren Ablagen verorten, zum Glück. Ablage A, Ablage Berlin. Sie langweilen trotzdem nicht, mit den Mustern, die aus rumänischen Handwerksbetrieben kommen wie bei Isabell de Hillerin, oder mit ihrem Muster-Strick, der an die glorreichsten Kindergartentage erinnert wie bei Maiami. Ein Schwan auf dem Pullover entertaint auch Erwachsene.
Unterhaltsam auch der Bondage-Vibe, den Marina Hoermanseder nicht nur auf Lederröcken verwirklicht, sondern auch auf flauschigen Pullovern. Und in Kaviar Gauche heiraten Frauen, die sonst keinen weiteren Berliner Designer mit Namen kennen. Die also auf die Frage nach der Simplizität der Berliner Designer erst allmählich mit Perret Schaad antworten, mit Hien Le oder Michael Sontag – und die nun vielleicht hin und wieder von einem gewissen Vladimir Karaleev und seinen offenen Nähten hören. Dabei handelt es sich übrigens nicht um Schludrigkeit, sondern um ein Konzept, es ist seine schöne Schublade.
In der kommenden Woche präsentieren diese Designer in Berlin ihre Kollektionen für den nächsten Winter, mit etlichen Stücken. Aber ihre Berliner Botschaften erkennt man längst.