An renaturierten Flüssen lassen sich Wildtiere blicken, die nicht alle gleichermaßen willkommen sind.

Arzneipflanze :
Die Pimpinelle und ihre blutrote Schwester

Von Sonja Kastilan
Lesezeit: 3 Min.
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Die Wiesen, an denen ich auf dem Weg ins Büro vorbeiradele, stehen erstaunlich gut im Saft. Im Gegensatz zu den Rasenflächen am Mainufer, dem Poloplatz oder den Brombeerhecken am Bahndamm, die ebenfalls zu meiner Route gehören und verdorrt einen traurigen Anblick bieten, sind sie weitflächig grün. Sie gehören zu den Überschwemmungsgebieten entlang der Nidda, sollte denn ein Jahrhunderthochwasser drohen. Nicht dass damit in den nächsten Tagen zu rechnen wäre. Doch das Flüsschen, das im Vogelsberg entspring und sich rund 90 Kilometer bis zur Mündung in den Main durchs Gelände schlängelt, dabei mehr als 600 Höhenmeter verliert, führt noch genug Wasser, dass darauf die Teichrosen schwimmen. Und sich hier sowohl Reiher (morgens) als auch Angler (eher abends) in Geduld üben können, mitunter nah beinander.

Mit der Nidda wurden einst Mühlen betrieben; ihren Lauf hat man begradigt, in Kanäle gezwängt und vertieft. Seit den 1990er-Jahren wird sie allerdings in mehreren Abschnitten renaturiert, in ihren abgeklemmten Altarmen sollten sich nicht mehr nur Faulgase bilden. Hochwasserdämme wurden abgetragen und verlegt, das Höchster Wehr beispielsweise abgebaut und ein 150 Meter langes „Umgehungsgerinne“ gestaltet. Was nicht gerade gratis zu haben war, aber heute augenscheinlich Mensch und Fisch gefällt – von einem „Strand“ würde ich trotzdem nicht sprechen, obwohl in städtischen Broschüren davon gerne die Rede ist. Und nicht alles Getier dürfte willkommen sein: An Nilgans, Biber, Bisam- oder Biberratte scheiden sich die Geister.

Aber beobachten zu können, wie ein „hässliches Entlein“ zum weißen Schwan heranwächst, versüßt mir die Radtour. Und als kürzlich eines der erwachsenen Tiere für ein paar Tage verschwunden war, war ich in Sorge, denn die Schwäne gehören zu meinen Konstanten am Fluss, ebenso die „Blutströpfchen“ am Wegesrand. Es sind nicht die einzigen Pflanzen, die einem auf den Nidda-Wiesen ins Auge fallen, doch die dunkelroten Blütenstände von Sanguisorba officinalis, des Großen Wiesenknopfes, haben mich schon als Kind fasziniert: Weil diese markanten Bömbel teils mehr als einen Meter hoch andere Gewächse überragen und im Kontrast zum Grün tatsächlich an Blutstropfen erinnern.

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