Kritik der Provenienzforschung :
Verteile und herrsche

Von Hans Peter Hahn
Lesezeit: 6 Min.
Über diese „Hüftkette für Mädchen“, die der Sammler Hans Gruner (1865 bis 1943) aus dem deutschen „Schutzgebiet“ Togo nach Berlin brachte, weiß das Museum noch nicht viel. Das Material sind Fruchtkerne der Palmyrapalme und Garn. Als Herkunftsort wird die Stadt Atakpamé angegeben.
Wissenschaftler aus dem globalen Süden kritisieren die museale Provenienzforschung und die Restitutionen als koloniales Projekt: Die Zuweisung von Arbeitsaufträgen kopiert die Kartierung der vom Imperialismus stillgestellten Welt.
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­­Es ist immer gut zu wissen, woher die Dinge kommen, die man hat. Das gilt für jeden Haushalt, aber noch viel mehr für Museen, gleich welcher Sparte. Herkunft und Art des Erwerbs der Stücke in der eigenen Sammlung nicht zu kennen stellt den Besitz ins Zwielicht. Insofern muss „Provenienzforschung“ ein genuines Interesse aller Museen sein. Die Gewinnung von Wissen über den Ort der Herstellung, die Art des Erwerbs und die verschiedenen Stationen vor dem Eintritt in das Mu­seum sind eine zentrale Strategie, um den Wert der Sammlungen zu klären und langfristig zu sichern. Es geht dabei um nicht weniger als die Legitimität des Besitzes einer Sammlung.

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