Trichternetzspinne : Giftige Vielfalt entdeckt
Haarige Beine, ein massiger, schwarz glänzender Körper und ein giftiger Biss – das ist die Sydney-Trichternetzspinne, eine nationale Ikone in Australien, aber auch nur da. Keine Sorge also, die Riesenspinne lebt ausschließlich auf der anderen Seite der Welt. Ihr Anblick oder die bloße Erwähnung lässt bei vielen Menschen Todesangst aufkommen. Doch selbst diese Spinne – bekannt als eine der tödlichsten der Welt – hat keine menschlichen Todesopfer mehr zu verbuchen, seitdem im Jahr 1980 das Gegengift entwickelt wurde. Wenn stimmt, was ein Team um Danilo Harms vom Hamburger Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels und Bruno Buzatto von der Flinders-Universität in Adelaide herausgefunden hat, könnte ihr Bedrohungspotential noch weiter sinken.
Die Forscher haben gezeigt, dass es sich bei der Sydney-Trichternetzspinne nicht, wie bisher geglaubt, um eine, sondern gleich um drei verschiedene Arten handelt. Ihre Entdeckung könnte das Gegengift in Zukunft noch wirksamer machen – für die Sicherheit aller, die in Down Under leben oder Urlaub machen wollen. Prominent wurde das bisher größte männliche Exemplar, das Anfang des Jahres gefangen wurde. Wegen seiner Beinspanne von 9,2 Zentimeter wurde es „Hemsworth“ getauft – eine Hommage an die Körpergröße des australischen Thor-Darstellers Chris Hemsworth und seiner Brüder.
Gegengift könnte spezifischer werden
Das Aussehen der Sydney-Trichternetzspinnen unterscheidet sich häufig nicht nur in der Größe, weshalb Wissenschaftler schon länger vermuteten, dass es sich um mehr als eine Art handeln könnte. Mithilfe von molekularbiologischen Verfahren und morphologischen Untersuchungen von Museumsexemplaren aus Hamburg und Sydney konnten die Forscher drei verschiedene Arten in einer identifizieren: die „echte“ Sydney-Trichternetzspinne (Atrax robustus), die im Großraum Sydney relativ weit verbreitet ist, außerdem die Art Atrax montanus, die ebenfalls in Sydney beschrieben, aber erst jetzt als eigene Art anerkannt wurde und hauptsächlich südlich und westlich der Metropole lebt. Dazu kommt die dritte und bisher unbekannte Art, Atrax christenseni sp. nov., die um Newcastle lebt, nördlich von Sydney.
Jährlich werden Dutzende Australier von achtbeinigen Verwandten Hemsworths gebissen. Obwohl die Gifte der nun beschriebenen Arten sich unterscheiden, wirkt das bisherige Gegengift artübergreifend. Trotzdem könnte eine noch gezieltere Anpassung des Gegengifts wichtig sein, besonders für gefährdete Gruppen wie Kinder oder ältere Personen.
Es gibt also keinen Grund zur Panik. Jedenfalls solange das Gegengift ausreichend vorhanden ist. Im Jahr 2012 war der Bestand schon einmal so gering, dass die Behörden in Australien die Bevölkerung aufforderten, Spinnen zu sammeln und in entsprechenden Zentren abzugeben. Die Herstellung des Gegengifts ist aufwendig und stark von der Verfügbarkeit männlicher Spinnen abhängig. Denn für eine einzige Dosis müssen die Giftdrüsen zahlreicher männlicher Spinnen „gemolken“ werden.