„Digitalpakt 2.0 - Wo steckt das Update für die digitale Bildung und Ausstattung?" Meine Erfahrungen und Expertise als Schulleiter und Vorstand der Heraeus Bildungsstiftung waren gefragt, als diese Frage in der Sendung „Campus & Karriere“ im Deutschlandfunk im Fokus stand. Gemeinsam mit Helmut Holter, Dr. Jens Brandenburg und Michael Wrase diskutierte ich über den weiteren Weg der Schulen in die Welt der Digitalität.
Dabei habe ich mich für einen ganzheitlichen Ansatz zur Digitalisierung der Bildung starkgemacht, bei dem nicht die Technologie, sondern die pädagogischen Ziele im Vordergrund stehen:
➡ Nicht das Digitale, sondern beste Bildung für alle sollte unser Handeln leiten. Deshalb brauchen wir eigentlich einen Bildungspakt unter den Bedingungen der Digitalität.
➡Nachdem wir uns lange darauf konzentriert haben, unsere Schulen mit Technik auszustatten, müssen wir jetzt vor allem eine neue Lernkultur etablieren. Diese Lernkultur sollte Selbstverantwortung, eine positive Feedback- und Fehlerkultur, Partizipation, Kollaboration und den Erwerb von Lebens- und Zukunftskompetenzen in den Fokus rücken.
➡ChatGPT verändert die Perspektive, wie wir künftig in technische Ausstattung investieren. Da ChatGPT systemoffen funktioniert, liegt der Fokus nicht auf Endgeräten, sondern auf vernetzen Cloudlösungen und adaptiven Plattformen, die personalisiertes Lernen begünstigen. Zugleich sind Fortbildungen für Lehrkräfte zur Nutzung von ChatGPT von der Anwendung her weniger aufwendig und der Fokus kann auf pädagogische Konzeptentwicklung gelegt werden.
➡Eine Fortbildungsverpflichtung für Lehrkräfte, die im Zuge des Digitalpakts 2.0 diskutiert wird, halte ich für falsch. Ein solcher Zwang erzeugt eine Abwehrhaltung im Kollegium. Wir müssen stattdessen dafür werben, dass personalisiertes Lernen mit digitalen Hilfsmitteln besser gelingen kann. Dann werden immer mehr Lehrkräfte erkennen, dass es sich lohnt, sich mit dem eigenen Unterricht, der eigenen Selbstwirksamkeit und der eigenen Beziehungsgestaltung mit den Schülerinnen und Schülern auseinanderzusetzen.
➡Schulen brauchen pädagogische Freiheiten, auch bei der Auswahl der geeigneten digitalen Infrastruktur für die Umsetzung ihrer pädagogischen Konzepte. Die Konzepte einer Grundschule unterscheiden sich signifikant von denen einer weiterführenden Schule oder eines Berufskollegs. Auf der anderen Seite brauchen Schulträger Standardisierung. Deshalb muss unbedingt das Verhältnis von inneren und äußeren Schulangelegenheiten beleuchtet werden. Es braucht Kommunikationsforen und eine Art Verpflichtung zum Dialog zwischen Schulträgern und Schulen mit dem Ziel gemeinsamer Verantwortungsübernahme für die bestmögliche Bildung.
➡Transformation verlangt von uns allen, Besitzstände zu überprüfen und das eine oder andere loszulassen. Im Sinne einer guten Bildung und unserer Verantwortung für den weiteren Lebensweg der Schülerinnen und Schüler, brauchen Schulen jedoch Planungssicherheit.
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