Der Nationalrat verabschiedete gestern das neue Zollgesetz mit 162 zu 80 Stimmen bei 8 Enthaltungen. Dabei war er sich teilweise bewusst, dass er Flickwerk verrichtet hat und viele hoffen, dass der Ständerat als nächste Kammer aus dem monströsen Gesetz noch ein vernünftiges machen wird.
Auffällig war, dass mehr Parlamentarierinnen und Parlamentarier als sonst anwesend waren und abgestimmt haben, was zeigt, dass dieses Zollgesetz ein wichtiges ist. Denn damit sollen die Rechtsgrundlagen im Zuständigkeitsbereich des Bundesamts für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) modernisiert sowie Prozesse digitalisiert und automatisiert werden. Für Wirtschaft wie auch Bevölkerung sollen die Zollverfahren effizienter, schneller und unbürokratischer werden. So das Ziel.
Herausgekommen ist im Nationalrat aber bisweilen das schiere Gegenteil. Denn viele Akteure versuchten, im unübersichtlichen Gesetz für ihre Klientel finanzielle Vorteile herauszuholen oder alte Anliegen unterzubringen.
Es ist als Nichtteilnehmer unmöglich, die Sitzung gesamthaft zu beurteilen, aber folgende Entscheide halten wir für erwähnenswert:
1. Zollanmeldepflicht
Künftig sollen nicht abgabepflichtige Waren von der Zollanmeldepflicht befreit werden.
Allerdings sollen Empfänger einer Sendung aus dem Ausland beim Import in Zukunft zuerst entscheiden, ob sie die Verzollung selbst machen wollen oder nach wie vor die Post das machen soll. Das ist nämlich ein neuer bürokratischer Aufwand, der entsteht und wohl auch zu Verzögerungen im Auslieferprozess führen kann.
2. Versteigerungserlöse aus Zollkontingenten
Der Agrarbranche um Bauernpräsident Markus Ritter gelang es doch tatsächlich, rund 200 Millionen Versteigerungserlöse aus Zollkontingenten in eigene Kanäle umleiten.
3. Frage zur Bewaffnung / Befugnisse der Grenzwache
Es bleibt bei der Formulierung, dass bewaffnet wird, wer «einer besonderen Bedrohung ausgesetzt sein könnte». Die Grenzwache soll zudem im Kampf gegen grenzüberschreitende Kriminalität DNA-Profile von Personen erstellen können, die verdächtigt werden, ein Verbrechen begangen zu haben oder begehen zu wollen.
Somit hat der Nationalrat anderthalb Jahre nach Publikation des Entwurfs durch den Bundesrat am Mittwoch nach 8 Stunden Verhandlungsmarathon die Totalrevision des Zollgesetzes gutgeheissen – gegen den Willen der Ratslinken. Nun ist der Ständerat am Zug. Dieser ist normalerweise sachkundiger als der Nationalrat!
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Kreativer Kopf. Deutscher von Geburt, Cosmopolit vom Geist & Herzen. Gelebt & gearbeitet in D, Schweiz und Spanien.
1 WocheEs gibt Dinge die Menschen nie kontrollieren können. Aber das Naturell der Menschen, besonders der von Beamten, sagt, da müssen wir mit aller Energie gegensteuern. Und dann fehlt die Manpower an allen Orten wo man mehr & einfacher Probleme lösen könnte