Gründen muss unabhängig von sozialer Herkunft möglich sein - als Gesellschaft dürfen wir uns solch ein Innovationshemmnis nicht leisten.
Die diesjährige Bertelsmann Stiftung - Studie zum Thema macht klar: Family Matters. Sechs von zehn Start-Up Gründer:innen haben mindestens einen Elternteil mit akademischem Abschluss. Nur vier Prozent der Befragten gaben an, aus einer Arbeiterfamilie zu stammen.
👉 #Gründen wird von Arbeiterkindern weder als Option, noch realistische Möglichkeit gesehen:
Wäre ich durch viele Zufälle und ein Stipendium nicht an der privaten Zeppelin University gelandet, hätte sich mir der Gründer:innen-Kosmos nicht so früh erschlossen. Hier war ich von Kommiliton:innen umgeben, für die nichts unmöglich schien und das steckte an: Eine neue Partei aufbauen? Let’s do it. Firma gründen? Warum nicht. Die 25 K Stammkapital lassen sich finden.
💡 Ohne Vorbilder, die selbst gegründet haben, fehlt einem jedoch die Selbstverständlichkeit zu diesem Schritt. Dank meines neuen Umfelds wurde ich nun früh sensibilisiert.
Hier auf LinkedIn lese ich nach diesem Gründungs-Startschuss Beiträge, deren O-Ton lautet: Es war hart, aber wir haben die Zähne zusammengebissen. Dazu gehörte auch sich ein paar Jahre kein Gehalt auszuzahlen, das war dann eben so.
Dass dies eine persönliche Herausforderung für jede:n darstellt, will ich niemandem absprechen.
Aber für mich waren die ersten Berufsjahre davon geprägt, Kredite zu tilgen, da ich während der Uni nicht arbeiten konnte und Familienmitglieder finanziell zu unterstützen. Gehaltsverzicht? Unmöglich, also erstmal kein Gründen.
Mit meinem visionären Kommilitonen Juri Schnöller 🇺🇦 wurde es für mich 2022 dann doch Realität. Mit MUT, unserer Boutique Beratung für Unternehmenserfolg durch Vielfalt. Wir konnten früh tolle Kund:innen gewinnen und uns einen Namen machen.
Aber auch wir haben die Rezession gespürt und während meine Selbstverständlichkeit als Geschäftsführung mir gebietet, als Erste zurückzustecken, war das für mich zu Beginn des Jahres schwer. Wo bei anderen finanzielles Puffer liegt, strahlt mich nur ein selbstbewusstes Break Even an. Glücklicherweise werden die Zeiten besser, aber mir wurde wieder klar, wie unüblich es für jemanden wie mich ist, in Deutschland als Gründerin wirken zu dürfen.
Wofür ich hiermit sensibilisieren will, ist dass uns durch diese Herausforderungen für Menschen mit #sozialerHerkunft Perspektivenreichtum verloren geht. Ich muss nur an die Verdienste meiner Freunde Gülsah Wilke & Min-Sung Sean Kim denken, die für ihr Start-Up 2hearts vom Bundeskanzler ausgezeichnet wurde. Oder meine Mitgründern Düzen Tekkal, die u.a. für ihre Arbeit mit GermanDream das Bundesverdienstkreuz erhalten hat. Wir profitieren als Gesellschaft extrem von diesen Beiträgen, die wirtschaftlichen und sozialen Impact schaffen, weil sie auf gelebter Erfahrung basieren. Weil sie Innovation ermöglichen, welche sonst nicht zustande käme.
Wir brauchen mehr davon und das schnell.